18.01.2017
Kommentar
Alles außer Fußstapfen
Die Vorbereitungen für die "Jugendsynode" 2018 haben bereits begonnen. Und wie zur letzten Bischofssynode zum Thema Familie befragt Papst Franziskus wieder die, um die es geht: Jugendliche aus aller Welt. Ein Kommentar von Susanne Haverkamp
Papst Franziskus ist Realist, auch, wenn es um das Thema „Die Kirche und die Jugend“ geht. Als er am Sonntag eine römische Gemeinde besuchte, traf er auch mit Firmlingen zusammen. Viele kehrten nach der Firmung nicht in die Gemeinde zurück, stellte der Papst fest, das sei ein Problem. Ja, tatsächlich …
Ist also die „Jugendsynode“, die für Herbst 2018 geplant ist und deren Vorbereitung jetzt begonnen hat, nur ein systematischer Versuch, die Jugendlichen wieder in die Kirche zu holen? Sich neue jugendpasto-rale Tricks und Aktionen zu überlegen – verbunden mit dem Ziel, wieder mehr Priester und Ordensleute zu gewinnen? Immerhin lautet der etwas sperrige Titel des Treffens: „Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ – da liegt der Verdacht nahe.
Doch wenn man das jetzt vorgestellte Dokument und vor allem den Brief von Franziskus an die Jugendlichen liest, dann merkt man: Es geht um mehr. Es geht ganz grundsätzlich um die Frage, wo es hingeht im Leben, wozu Gott mich ruft, zu welchem Beruf, zu welcher Lebensform, zu welchem Ziel.
Fest steht für Franziskus nur eines: Gott ruft nicht aufs Sofa und zum privaten Wohlstand im heimeligen Häuschen. Gott ruft zum Einsatz. „Ich habe euch beim Weltjugendtag in Krakau mehrfach gefragt: ‚Können sich die Dinge ändern?‘“, erinnert Franziskus in seinem Brief. „Und Ihr habt gemeinsam ein lautes ‚Ja!‘ gerufen.“ Nun denn, so ist die Idee, dann tut was dafür!
Und dazu sind Jugendliche auch bereit. Aber nur wenn sie auch selbst gestalten können. Wenn ihre Vorschläge und Ideen ernst genommen werden. Wenn ihre Kritik Konsequenzen hat. Wenn sie nicht nur in die Pflicht genommen werden, sondern selbst Verantwortung tragen.
Vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis der Zeltlager: Dort können Kinder und Jugendliche weitgehend unabhängig von Erwachsenen ihre Zeit selbst gestalten. Und sie tun es voller Begeisterung und Verantwortung. Auch in Glaube und Gebet. Und völlig ohne Handy und PC.
Vielleicht ist das auch das Geheimnis des Misserfolgs sonst: In die Fußstapfen von anderen zu treten, den Beruf von Papa, die Parteiarbeit von Mama, das Instrument von Opa, den kfd-Vorsitz von Oma und den Kirchenbesuch der ganzen Familie zu übernehmen – das ist vorbei.
Franziskus empfiehlt das „Zieh weg“ von Abraham und das „Ich bin bereit“ Mariens. Aber wohin weg und wozu bereit, das müssen die Jugendlichen selbst entscheiden. Im Vertrauen auf Gottes Geist.
Von Susanne Haverkamp