10.07.2014
Dein Wort zum Sonntag
„Wenn eine Sendung 60 Jahre lang im deutschen Fernsehen überlebt, kann man wohl behaupten, dass diese Fernsehreihe Qualität haben muss. Oder würde Ihr eigenes „Wort zum Sonntag“ anders aussehen? Wie denn?
Die Erfolgsgeschichte beginnt am 8. Mai 1954, einem Samstag. „Sie haben heute Abend viel gesehen und gehört. In bunter Fülle sind Bilder der Wirklichkeit an uns vorbeigezogen. Bilder vom Helfen und Heilen, vom Lieben und Geliebtwerden, aber auch vom heiteren, gelösten Spiel“, das sind die ersten Sätze, die der evangelische Pastor Walter Dittmann in die Kamera spricht. Eigentlich war es dem katholischen Prälaten Klaus Mund aus Aachen eine Woche vorher zugedacht gewesen, das erste „Wort zum Sonntag“ zu sprechen. Doch es gab eine Panne. Ein Kabelbruch verhinderte die Ausstrahlung der eigentlich ersten Livesendung.
Zum 60-jährigen Jubiläum der Sendung hatten die beiden großen Kirchen und die ARD vor einigen Monaten zu einem besonderen Wettbewerb aufgerufen. Titel: „Dein Wort zum Sonntag“. Jeder war eingeladen, sein persönliches „Wort zum Sonntag“ mit seinen eigenen Gedanken bis Mitte Juni als Video einzuschicken.
Aus den besten Einsendungen wurden 36 Beiträge online gestellt, zu sehen unter „dein-wort-zum-sonntag.de“. Besucher können noch bis zum 20. Juli abstimmen, welcher der Beiträge ihr Favorit ist. Ruhm und Preise warten auf die Videos mit den meisten Stimmen.
An Kreativität mangelt es den Videos nicht
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Diese Videos stehen derzeit in der Gunst der Zuschauer ganz vorne. |
Ganz hoch in der Gunst der Besucher liegt derzeit das „Wort zum Sonntag“ von Martin Homberg. Der steht vor einem Baum im Grünen und versucht, einen Nagel in ein Stück Eichenholz zu hauen. Resultat: ein gebogener Nagel. Dann spricht er über das Leben. Dass es nicht immer glatt verläuft, dass manche auf die schiefe Bahn geraten können und welche Rolle Gott bei diesem Weg einnimmt. Der Beitrag ist einfach gehalten, die Gedanken gehen tief. Das ist es, was ja auch den Reiz des Originals ausmacht. Ebenfalls schon viele Stimmen konnte das Duo Tommy und Tobi holen. Die zwei jungen Männer singen über die Chance, mit Gott durchs Leben zu gehen.
Schaut man sich die verschiedenen Beiträge an, wird schnell klar: Es geht bunt zu, deswegen ist ein Besuch auf der Seite auch zu empfehlen. Kreativität kann fast keinem der selbst gemachten Videos abgesprochen werden, ob inhaltlich oder gestalterisch. Es wird nicht nur gesungen, es wird auch Theater gespielt, gezaubert oder beim Spaziergang philosophiert. Klar ist: Nicht jedem Beitrag wird man etwas abgewinnen können. Bei manch einem bleibt am Ende nur die Erkentnis: Er hat sich aber Mühe gegeben. Gleichzeitig gibt es auch irritierende Beiträge. Beispielsweise ein Video über die Zweisamkeit, das eher an einen Urlaubswerbefilm für esoterische Paare erinnert.
Ganz anders da das Video von Anna Maria Hetzel. Die Botschaft ist so klar wie kreativ. Der Film dauert nur 36 Sekunden, eine Achterbahnfahrt lang. Auf der Fahrt hält die junge Frau vier Schilder hoch, begleitet von Schreien und verzerrten Gesichtsausdrücken: „Annas Wort zum Sonntag – Mein Gott – geht mit mir – durch Höhen und Tiefen“.
Ihr Webreporter Daniel Gerber