21.07.2013
Der "Scary Guy" kämpft gegen Hass und Gewalt
Mit seinen martialischen Tattoos im Gesicht sieht „The Scary Guy“ zum Fürchten aus. Doch seine Botschaft ist die Liebe. Der vom Tätowierer zum Motivationstrainer gewandelte US-Amerikaner setzt sich weltweit gegen Hass, Gewalt und Mobbing ein. Und das überaus erfolgreich. Ein Film zeigt warum.
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Auf Youtube ein Erfolg: Film-Doku "Die Tattoo-Therapy" |
In Zeiten wie diesen - in denen Mobbing an fast allen Schulen dieser Welt allgegenwärtig ist, und das Wort „Opfer“ zum Standardrepertoire unserer Kinder gehört - sollte der Dokumentarfilm „Die Tattoo-Therapie“ fester Bestandteil des Sozialkundeunterrichts werden. Mindestens … Der bereits 2006 entstandene Film von Uli Kick 2006 zeigt, wie man mit einfachen Mitteln Hass, Gewalt und Vorurteilen widersteht. Im Internet ist das Video, das eigentlich für Arte und die ARD gedreht wurde, noch immer ein Riesenhit; zum Beispiel auf Youtube. Vordergründig zeigt es einen Mann, der zwar überaus gewalttätig aussieht, der seine Konflikte jedoch stets absolut friedfertig, gefühlvoll und dabei zugleich extrem cool löst. Das beeindruckt nicht nur Schüler. Auch gestresste Polizisten, überforderte Manager und sogar Gefängnisdirektoren buchen „The Scary Guy“ immer häufiger zu Vorträgen und Seminaren.
Doch zum Anfang der Geschichte: Der Mann, der eigentlich Earl Kenneth Kaufmann heißt, blickt zurück auf eine reichlich unruhige Vita. Vom Gesangslehrer mutierte er erst zum Fotografen, dann zum Computerverkäufer bis er schließlich als Betreiber eines Tätowierstudios selbst sein bester Kunde wurde. Seine Nase, Augenbrauen und Ohren, alles ist gepierct. Rund 85 Prozent seines Körpers sind mit Tattoos bedeckt. Sogar Kaufmanns Gesicht. Immer mal wieder eckte er deswegen an, wurde auf der Straße im Vorbeigehen angepöbelt, bekam sogar Morddrohungen ins Haus geschickt.
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Fotos auf der Webseite "thescaryguy.com" |
Irgendwann dann wurde es dem 1953 in Minneapolis geborenen mächtigen Mann zu bunt. Groll, Wut, Rachegedanken strömten durch seinen Kopf, vergifteten seinen ganzen Körper. Doch anstatt verbal nun seinerseits um sich zu schlagen oder gar gewalttätig zu werden, machte es bei dem „bunten Propheten“ wie der Spiegel einst über ihn schrieb, „klick“, wie er sagt. Ausgehend von der Frage, warum sich wildfremde Menschen überhaupt über ihn beschwerten, dachte Kaufmann lieber über sich selbst nach. Er erkannte, dass er ja selbst zumeist mit einer düsteren Einstellung durch sein gesamtes Leben gegangen war. Kaufmann beschloss, diese destruktive Kraft, die Beschimpfungen und Hasstiraden, die ihm da entgegengebracht wurden, einfach nicht mehr in sich reinzulassen. Es gelang ihm, weil er von innen her begriffen hatte, dass die meiste Kritik an seiner Person weit weniger mit ihm selbst als mit seinem Gegenüber zu tun hatte. Immer, wenn er fortan beschimpft wurde, sagte er sich und seinem Gegenüber: „Wenn Du so etwas sagst, ist das allein Deine Sache. Ich habe damit nichts zu tun“. Der Kreislauf war unterbrochen. „Die negative Energie kam nicht mehr in mich rein.“
Die Erkenntnis wurde für den leidenschaftlichen Tätowierer zum Wendepunkt. 1998 änderte er seinen Namen und fand seine eigentliche Berufung. Gemeinsam mit seiner Frau setzt er sich seither in Vorträgen und Seminaren weltweit gegen Hass, Gewalt und Vorurteile ein. Auch in Deutschland hat er inzwischen zahlreiche Fans. Mit mehr als fünf Millionen Menschen hat The Scary Guy (private Homepage) an Schulen, Behörden, Unternehmen und in Gefängnissen bereits persönlich gearbeitet. Zig Tausende gestresste Polizisten, gewalttätige Schüler, kriminelle Drogensüchtige und überforderte Manager lernten durch ihn umzudenken.
Um all dies zu verstehen, muss man den Mann, der kaum mehr als die Bekleidung besitzt, die er gerade am Körper trägt, aber inzwischen mehr als 700 Radiointerviews gegeben hat und in mehreren Hundert TV-Sendungen gefeiert wurde, einfach mal selbst erlebt haben. Dann weiß man, der Mann hat Charisma. Mehr als das. Vielleicht aber rührt sein Erfolg auch daher, weil seine Botschaft von der Liebe, der gegenseitigen Toleranz, stark an jenen Mann erinnert, der vor mehr als 2000 Jahren in Betlehem geboren wurde.
Ihr Webreporter Andreas Kaiser