10.09.2012
Die Propheten und der Messias
An welchen Stellen des Alten Testaments sprechen Propheten auf die eine oder andere Weise vom Messias?
R.S., Dresden
„Seinem König verlieh der Herr große Hilfe, / Huld erwies er seinem Gesalbten, / David und seinem Stamm auf ewig.“ So steht es am Ende von Psalm 18 über den Messias, den Gesalbten, und es erscheint völlig klar, dass König und Gesalbter dieselbe Person sind. Das legen auch die Samuel- und Königsbücher nahe, in denen am meisten vom Messias die Rede ist.
Überwiegend ist es der Titel des israelitischen Königs, der durch die Salbung zu einer Gott geweihten, von ihm beschützten und bevollmächtigten Person wird. Auch andere Psalmen (so Psalm 2; 28; 84; 89; 132) sprechen vom Messias, meinen damit aber ebenfalls einen gegenwärtigen oder vergangenen Herrscher, den sie auch als Sohn Gottes bezeichnen. Die Frage, ob im Alten Testament aber überhaupt von Erwartungen an einen Gesalbten, einen Messias, der in Zukunft ein Reich Gottes errichten wird, die Rede sein kann, ist unter den bibelkundigen Fachleuten sehr umstritten. Gerne wird als Fundament möglicher Messiaserwartungen die Weissagung des Propheten Natan an David in 2 Samuel 7,12–16 gesehen. Dort wird zwar nicht wörtlich vom Gesalbten, aber vom ewigen Bestand der Dynastie Davids gesprochen.
Prophetische Texte sprechen vom Davidssohn oder vom Gottesknecht, vermeiden aber weitgehend den Begriff Messias. Trotzdem sprechen Experten von „messianischen Weissagungen“. Als solche werden traditionell die Texte Jesaja 7,14–16; Jesaja 9,1–6; Jesaja 11,1–10; Micha 5,1–5 und Sacharja 9,9–10 gesehen, die daher auch in der Liturgie im Advent und vor Ostern verlesen werden. „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.“ (Jes 7,14) Solche Sätze wurden als Weissagungen auf einen zukünftigen Nachkommen Davids hin gelesen und somit von den Evangelisten mit Jesus in Verbindung gebracht. Als hauptsächlicher Titel für Jesus jedoch hat sich der Begriff „Messias“ durchgesetzt, der im Griechischen mit „Christus“ übersetzt wurde.
Christoph Buysch