07.01.2014
Frisch, frech, frei und fromm
In Zeiten wie diesen, in denen sich die Kirchenbänke leeren und das Katholische von den weltlichen Medien fast nur noch als Skandalnudel durch das globale Dorf getrieben wird, ist „Fisherman.FM“ - das neue, freie und junge Internetradio - ein Hoffungsschimmer. Und zwar ein wunderschöner …
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"Screenshot" aus dem aktuellen Programm von Fisherman.FM |
Dass die Begriffe frisch, frei, kreativ und katholisch tatsächlich zusammengehen, sogar gut zusammenpassen, dass das Katholische also längst nicht immer altbacken daherkommen muss, das zeigt ein neues Radio-Projekt aus der Schweiz. Vor gut einem Jahr ging Fisherman.FM erstmals auf Sendung – im wahrsten Wortsinne. „Es ist uns wichtig zu zeigen, dass Katholiken ganz normal sind, dass es kein Widerspruch ist, Partys zu feiern und in die Kirche zu gehen“, sagt Xenia Schmidlin, eine der Mitbegründerinnen von Fisherman.FM.
Mehr noch. Mit regelmäßigen geistlichen Impulsen, guten Gesprächsrunden umrahmt von zumeist „entstörter“ Musik, wie man heute sagen würde, zeigen die vier haupt- und mehr als zwanzig ehrenamtlichen Radiomacher (allesamt unter 30 Jahre alt), dass „katholisch zu sein“ ein Lebensstil ist. Und zwar ein zuweilen überaus flotter, hipper und schicker.
Vor allem abends geht es ab. Dann werden die besten Sendungen, Interviews ausgestrahlt. Tagsüber ist Fisherman.FM eher (noch?) ziemlich wortkarg. Die Musik, die dann unterbrechungsfrei in den Äther, pardon ins Internet, gepustet wird, ist jedoch anders als bei anderen privaten Sendern niemals aggressiv oder düster. Im Gegenteil. Die Musikauswahl ist gutes, liebevolles "Futter für die Seele". Kritiker würden dem Programm, das übrigens auch bei Radio.de zu empfangen ist, vielleicht vorwerfen, es sei zuweilen zu seicht. Mag sein … Das Überraschendste für mich aber war, dass die Macher fast komplett auf das sattsam bekannte Mainstreamgedudel a la Miley Cyrus, Rihanna oder Lady Gaga auskommen, das man sonst bei kommerziellen Sendern so um die Ohren gehauen bekommt. Hut ab!
"Die Apostelgeschichte im Internet fortschreiben"
Die Idee zur Gründung eines eigenen Radiosenders geht zurück auf die Aussagen von zwei bekannten Katholiken. Papst Paul VI. hat einmal gesagt: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.“ Pater Josef Kentenich fügte hinzu: „Die einzige Bibel, die der heutige Mensch noch liest, ist das praktisch religiöse Leben.“ Aus beiden Äußerungen leiteten die Radiomacher ihren inneren Auftrag ab. In einem Interview mit dem evangelikalen Medienmagazin "pro" sagte Xenia Schmidlin zur Namensgebung des Senders: „Wir sind überzeugt, dass Jesus nicht von ungefähr auch Fischer zu Aposteln berufen hat. Sie müssen immer neue Wege gehen, um zu den Fischen zu kommen. So müssen auch Christen immer neue Wege finden, um anderen Menschen etwas vom Glauben weiterzugeben. Wir wollen in diese Fußstapfen treten und die Apostelgeschichte im Internet fortschreiben.“ Auf Schoenstatt.de hat die junge Schweizerin ihre Geschichte, den Werdegang ihres Radios aufgeschrieben.
Lockerer und selbstverständlicher Umgang mit allen "Neuen Medien"
Auffällig ist, dass die Radiocrew nicht nur "Radio kann". Die Fischermänner und -frauen gehen auch sonst sehr locker, selbstbewusst und selbstverständlich mit sämtlichen neuen Medien um. Fisherman.FM ist auf Twitter vertreten. Das Radio gibt es als iPhone-App. Auch eine durchaus lesens- und sehenswerte Facebookseite leisten sich die Schweizer (weil hier eben mehr passiert als nur Werbung für das laufende Programm). Ausgewählte Beiträge gibt es auch auf Soundcloud. Und last but not least betätigt sich das Team von Fisherman.FM auch als Fernsehmacher. Auf YouTube betreiben sie einen eigenen Videokanal. Und wer keinen Bock hat, beim Radiohören am Windows-PC oder Tablet seinen Internetbrowser geöffnet zu halten, kann Fisherman.FM auch mit externen Programmen wie WinAmp oder dem VLC Media Player empfangen. Einfach die URL http://176.28.48.100:27240 eingeben und "fertig ist die Laube"!
Ihr Webreporter Andreas Kaiser