13.03.2012

Ist die Kommunion ohne Wein unvollkommen?

Bei der heiligen Messe verwandelt der Priester Brot und Wein in göttliche Vergegenwärtigung. Er verzehrt anschließend von diesen Gaben. Hingegen kann der gläubige Mitfeiernde nur die Hostie empfangen, aber keinen Wein. Ist der Nachvollzug des Abendmahls nunmehr unvollkommen?
V. S., Eschweiler

Nach Auffassung der katholischen Kirche ist in jeder Hostie und in jedem Schluck Wein, die in der Eucharistiefeier von Gott gewandelt worden sind, der ganze Christus gegenwärtig. So sagt es der Weltkatechismus in Nr. 1377. Daher ist die Kommunion vollkommen, auch wenn der Gläubige nur ein Stück Brot empfängt.
Bis zum 13. Jahrhundert war die Kommunion unter beiden Gestalten üblich. Später wurde der Kommunionempfang überhaupt seltener, weil die Menschen meinten, sie seien dessen überhaupt nicht mehr würdig. Da genügte es ihnen, dem Moment der Wandlung beizuwohnen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts empfahl die katholische Kirche wieder, häufiger die Eucharistie zu empfangen. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65) ermöglichte dann wieder die Kommunion unter beiden Gestalten.
Seither wird auch in katholischen Messen bei besonderen Anlässen wie beispielsweise Erwachsenentaufe und -firmung, Brautmesse, Exerzitien die Kommunion unter beiden Gestalten gereicht.
Diese Form, das ist wohl richtig, vermittelt Jesu Vermächtnis des Letzten Abendmahles auf sinnfällige Weise besser, als wenn nur eine Hostie gereicht wird. Auch kommt besser zum Ausdruck, dass der neue Bund in Jesu Blut geschlossen wurde. Aber vollständiger und vollwertiger ist die Eucharistiefeier dadurch nicht.
Roland Juchem