17.12.2013

Jesus aus dem Stamm Davids?

In Matthäus 1,25 endet der Stammbaum Jesu mit Josef, der dem Stamm Davids entstammt. Wie kann dann Jesus aus dem Stamm Davids sein, wenn Maria ihn vom Heiligen Geist empfangen hat? F. E., Bad Sooden-Allendorf

Ihre Anfrage ist berechtigt und völlig logisch: Wenn Jesus von Heiligen Geist empfangen wurde, warum ist dann der Stammbaum des Pflegevaters wichtig?

Eine erste Antwort ist leicht und gründet auf dem jüdischen Recht. Demnach interessiert in der Vaterschaft nicht die Biologie, sondern das Gesetz. Allein die gesetzliche Vaterschaft, die etwa auch durch Adoption zustande kommt, verleiht Erbrechte. Daher erbt Jesus von seinem gesetzlichen Vater Josef, aus dem „Geschlecht Davids“ zu stammen.

Die zweite Antwort ist komplizierter. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es zwei Stammbäume Jesu gibt? Und dass in den Listen von David bis Josef nur zwei Namen übereinstimmen? Der bekanntere Stammbaum steht am Anfang des Matthäusevangeliums. Es ist eine durchkomponierte Liste von drei Gruppen mit jeweils zweimal sieben Namen. Durch sie soll Jesus mit den wichtigsten Personen des jüdischen Volkes, besonders mit Abraham (mit dem die Liste beginnt) und David, direkt in Verbindung gebracht werden. Matthäus war Judenchrist. Er wollte deutlich machen: Jesus ist wirklich der in den Schriften verheißene Messias. Biologie interessierte ihn dabei nicht.

Lukas dagegen stellt den Stammbaum Jesu hinter dessen Taufe (Lk 3,23-38), genau hinter den Satz Gottes: „Du bist mein geliebter Sohn ...“ Entsprechend reicht der Stammbaum Jesu weiter über Abraham hinaus bis zu Noah, Adam und schließlich Gott. Auch hier geht es nicht um die genetische Vaterschaft, sondern um die Verbindung mit dem Ursprung. Lukas als Heidenchrist hat nicht nur die jüdische Geschichte im Blick, er denkt an die gesamte Menschheit, die von Adam abstammt. Seine Aussage: Als Nachkomme Adams begründet Jesus ein neues Menschengeschlecht.

Von Susanne Haverkamp