07.08.2014
Jesus fragen
Spielen und dabei noch etwas von Jesus lernen. Hört sich gut an, oder nicht? Leider kann das Online-Spiel „Jesus fragen“ diese Erwartungen nicht richtig erfüllen. Warum? Weil es schrecklich kompliziert ist.
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Screenshot von der Seite |
Gleich vorneweg: Der Titel „Jesus fragen“ führt einen in die Irre. Denn bei diesem Online-Spiel der Evangelischen Kirche in Deutschland werden keine Fragen an Jesus gestellt, sondern man muss selbst zwölf Fragen zu Jesus und zur Bibel beantworten. Der eigentliche Titel des Spiels müsste somit heißen: „Wer ist Jesus?“
Die erste Frage des Spiels, wenn man sie denn gefunden hat, lautet: „Wer berichtet von der Volkszählung des Quirinius?“ Jesaja, Matthäus, Johannes oder doch Lukas? Eingebunden ist die Frage in das übergeordnete Thema Jesu Geburt, das ganz oben auf der Seite steht. Klar, die Geschichte kennen die meisten. Josef und Maria, der Stall, die Krippe, der Stern, die Hirten. Das Spiel geht aber weiter. Mit viel Text werden Zusammenhänge und geschichtliche Fakten erklärt und damit gleichzeitig auch immer mehr Fragen aufgeworfen und gestellt. Durch welche biblischen und historischen Quellen wissen wir zum Beispiel von Jesus? Was sind das für Quellen? Wann wurde er geboren? Plötzlich ist die Geschichte über Jesu Geburt nicht mehr so einfach, genauso wie den Überblick über das Quiz zu behalten.
Denn über zahlreiche Links wird man immer tiefer in einen Kaninchenbau hineingeführt und nachdem man unzählige Tunnels aus zusätzlichen Informationen, Hinweisen auf Bibelstellen und Erklärungen durchstritten hat, ist ganz unten die eigentliche Quizfrage versteckt, die sich mit einem kleinen Detail der Geschichte beschäftigt.
Provokante Texte fordern zum Mitdenken auf
Inhaltlich gesehen haben die Texte einiges zu bieten. Provokativ geschrieben fordern sie den Spieler zum Mitdenken und Bilden einer eigenen Meinung auf. Beispielseise wenn man sich zum Beispiel genauer mit Jesus Geburtsdatum beschäftigt. Jesus und Maria reisten nach Bethlehem um an einer Volkszählung teilzunehmen, die aber eigentlich erst 6 n. Chr. stattfand. Herodes herrschte allerdings nur bis 4 v. Chr. Das Spiel untersucht die Bibel aus einer kritischen Perspektive und gibt dem Leser darüber hinaus viele wichtige Zusatzinformationen, wie zum Beispiel Erklärungen zu jüdischen Traditionen, die manch einem vielleicht unbekannt sind.
Und so ist das Spiel bei aller Kritik durchaus einen Besuch wert. Spielspaß kann man zwar nicht erwarten, wer jedoch mehr über Jesus erfahren will, sollte auf jeden Fall vorbei schauen. Mit Zeit und Geduld bekommt man interessante theologische Impulse. Am Ende müssen wir sowieso für uns alleine entscheiden: Wer ist Jesus eigentlich für mich?
Ihre Webreporterin Viktoria Giese