18.10.2011
Katholische Sakramente für orthodoxe Christen?
Ist ein gläubiger und praktizierender orthodoxer Christ in der römisch-katholischen Kirche zu allen Sakramenten zugelassen? D. P. aus K.
Grundsätzlich heißt es im katholischen Kirchenrecht (Kanon 844, 3)dazu: Angehörige der orientalischen Kirchen, also auch orthodoxe Christen, dürfen die katholischen Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung empfangen, wenn sie „von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind“, also keine schwere Sünde begangen haben und an die Wirksamkeit des Sakraments glauben, wie es die katholische Kirche lehrt.
Vor allem bei Eucharis-tie, Bußsakrament und Krankensalbung gelten für sie im Prinzip die gleichen Bedingungen wie für Katholiken. Nicht aber für die Taufe. Denn orthodoxe Christen sind gültig getauft; eine Wiedertaufe ist verboten. Orthodoxe Christen dürfen aber bei einer katholischen Taufe Pate sein, wenn der andere Pate Katholik ist.
Für die Firmung gilt eine besondere Regelung. Da jeder Getaufte, der noch nicht gefirmt ist, „und allein dieser“ (Kanon 889, 1) fähig ist, die Firmung zu empfangen, kommt dieses Sakrament für orthodoxe Christen in der Regel nicht in Frage. Denn das orthodoxe „Mysterium der Versiegelung“, auch „Myronsalbung“ genannt, das der katholischen Firmung entspricht, wird in der Regel unmittelbar nach der Taufe erteilt.
Das Ehesakrament wiederum kann ein orthodoxer Christ empfangen, der einen katholischen Partner oder eine Partnerin heiratet, sofern er nicht bereits kirchlich verheiratet oder nach einer kirchlichen Heirat geschieden ist.
Uninteressant ist in diesem Fall die Priesterweihe, da vom Selbstverständnis her jeder Christ für die Kirche seiner eigenen Konfession zum Priester geweiht werden möchte.
Aus orthodoxer Sicht sind die katholischen Sakramente gültig. Grundsätzlich kann daher ein Katholik umgekehrt (fast) alle orthodoxen Sakramente empfangen.
Allerdings gibt es nach orthodoxer Auffassung keine Abendmahlsgemeinschaft, da die Einheit mit der katholischen Kirche noch nicht wiederhergestellt ist. Aus pastoralen Gründen wird allerdings gelegentlich Katholiken gestattet, zur Kommunion zu gehen.
Gerd Felder