31.07.2012

Können Katholiken auch Ungetaufte kirchlich heiraten?

In Ihrer Zeitung berichteten Sie von einer Frau, die Ostern 2010 als Erwachsene getauft wurde. Vor 23 Jahren hat sie aber ihren Mann katholisch geheiratet. Ist es möglich, katholisch zu heiraten, obwohl ein Partner nicht getauft ist?
W. L.
Ja, ein Katholik kann eine ungetaufte Partnerin kirchlich heiraten. Schon Paulus bricht eine Lanze für die Ehe zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Im ersten Korintherbrief schreibt er: „Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie willigt ein, weiter mit ihm zusammenzuleben, soll er sie nicht verstoßen. Auch eine Frau soll ihren ungläubigen Mann nicht verstoßen.“
Allerdings muss eine solche Eheschließung vom zuständigen Bischof genehmigt werden. Voraussetzung ist, dass der katholische Partner verspricht, „nach Kräften alles zu tun, dass alle seine Kinder in der katholischen Kirche getauft und erzogen werden“, wie es im Kirchenrecht heißt. Auch muss der ungetaufte Partner von diesem Versprechen wissen. Wohlgemerkt: Der katholische Partner verspricht nicht, dass die Kinder katholisch werden, sondern dass er sich darum bemüht. Eine recht lebensnahe Regelung des Kirchenrechts.
Die Eheschließung selbst ist im Prinzip wie bei zwei katholischen Partnern: Beide versprechen sich in der Kirche die Ehe und werden vom Priester oder Diakon gesegnet. Möglich ist auch, die Trauung mit einer Eucharistiefeier zu verbinden. Allerdings ist es klüger, auf die Eucharistie zu verzichten. Schließlich kann der ungetaufte Partner nicht an der Kommunion teilnehmen – ein eigenartiges Zeichen bei einer Hochzeit.
Die Ehe zwischen einem katholischen und einem ungetauften Partner ist gültig. Wenn sie scheitert und staatlich geschieden wird, besteht sie aus kirchlicher Sicht weiter. Eine erneute kirchliche Heirat ist für die Partner also nicht möglich. Allerdings kann der Papst diese Ehe lösen. Das Verfahren dazu ist deutlich einfacher als bei der Annullierung einer Ehe zwischen zwei getauften Partnern. Voraussetzung für die Lösung der Ehe durch den Papst ist, dass der Partner, der um diesen Schritt bittet, das Scheitern nicht verursacht hat, und dass sicher feststeht, dass ein Partner nicht getauft ist.Ulrich Waschki