12.02.2014
Krankheit als Segen?
Sie wurde im Internet als „hässlichste Frau der Welt“ verunglimpft. Ein Youtube-Video über sie wurde vier Millionen Mal aufgerufen. Jetzt schlägt Lizzie Velasquez zurück. Mit dem Glauben an sich selbst, an Gott und mit viel Liebe!
Lizzie Velasquez fällt auf. Sofort! Gemeinsam mit nur zwei anderen Menschen weltweit hat sie eine seltene Krankheit. Eine genetische Veränderung, die verhindert, dass Lizzie, egal was sie auch isst, zunimmt. Selbst wenn sie täglich mehr als 8000 Kalorien in sich reinfuttert, wird sie nie schwerer als 29 Kilogramm. Die gerade mal 24 Jahre Frau aus Austin (Texas) ist unfassbar dünn. Zudem ist ihr rechtes Auge blind und auch leicht entstellt. Als vor kurzem ein acht Sekunden langes Video der Frau mit dem Titel „die hässlichste Frau der Welt“ im Internet auftauchte, wurde es in rasender Eile mehr als vier Millionen Mal geklickt.
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Bildschirmfoto von Lizzies Webseite www.aboutlizzie.com |
Obwohl sie zunächst tief verletzt war, vor allem auch von den vielen boshaften Kommentaren unter dem Video, berappelte sich Lizzie. Mehr noch: Sie ging an die Öffentlichkeit. „Ich überlasse es nicht diesen Internet-Mobbern, meine Persönlichkeit zu definieren.“ Bei einem Vortrag erzählte Velasquez freimütig, dass ihr einige User sogar geraten hätten, sich umzubringen und der Welt damit einen Gefallen zu tun. Der Huffington Post sagte sie: „Wenn mich die Leute als hässliches Monster bezeichnen, dann ist das ihre Meinung, und ich respektiere das.“ Außerdem habe sie einen „Trick“, mit dessen Hilfe sie selbst schlimmste Momente überstehen könne. Immer dann, wenn sie sich mit anderen Menschen vergleiche oder traurig sei, konzentriere sie sich auf positive Dinge. Dann freue sie sich über ihre schönen Haare oder ihre wunderbare Familie.
„Gott hatte einen Grund dafür“
Gegenüber dem christlichen Internetportal „Beliefnet“ wurde die Texanerin deutlicher. In der Schule habe sie noch oft mit Gott gehadert. Doch irgendwann habe sie erkannt, dass noch so viele Gebete ihr Aussehen niemals ändern würden. „Ich dachte: Vielleicht hat Gott einen Grund dafür, warum ich so einzigartig bin.“ Schließlich habe sie erkannt: „Gott strafte mich nicht mit dem Syndrom, sondern gab mir den größten Segen meines Lebens.“ Die Krankheit habe ihr so viele Türen geöffnet, Menschen zu helfen, die glauben, sie seien nicht gut genug. Nur durch „Gottes Gnade bin ich heute da, wo ich bin“, sagt Lizzie. „Glaube bedeutet mir alles. Gott entschied sich, mich zu einer von drei Personen zu machen, die mit diesem Syndrom gesegnet sind, also wusste er offenbar, dass ich es schaffen würde, damit zurechtzukommen, trotz all der Widerstände, die ich erfahren würde.“
Lizzies Mission: Anderen Menschen Mut machen!
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Lizzie Velasquez bei einem Vortrag für ihren florierenden Youtube-Kanal |
Mittlerweile hat sie den Spieß gegen sie fast komplett umgedreht. Und das mit unglaublich viel Liebe, wie das Medienmagazin pro notierte. Sie hat ihren Uni-Abschluss in Kommunikationswissenschaften gemacht, unterhält eine eigene, gut besuchte Webseite und hat zudem, man mag es kaum glauben, mittlerweile sogar schon drei Bücher geschrieben. Auf Youtube unterhält sie einen eigenen Kanal, in dem sie offen über sich plaudert und Zuschaueranfragen beantwortet. Unter anderem erzählt dort die junge Frau, dass sie derzeit keinen Freund habe, weil sie sich auf ihre Karriere konzentrieren möchte. Und Karriere, das ist für die junge Frau Mission. Anderen Menschen Mut zu machen. Und tatsächlich in all den Filmen, die mittlerweile im Netz über sie kursieren, wirkt sie lebensfroh und überaus selbstsicher. Also keinesfalls wie man es von einem eingeschüchterten Mobbing-Opfer erwarten würde. Ihre zentrale Botschaft lautet: Egal, welche Behinderung ein Mensch habe, „wir alle sind Menschen, wir können aufeinander zu gehen und Hallo sagen“. Eine Nutzerin namens Luiza schreibt in einem Kommentar: „Hast Du mal darüber nachgedacht, wie viele Menschenleben Du vielleicht gerettet hast, weil Du Deine Geschichte erzählt hast? Danke dafür, dass es dich gibt.“ Inzwischen hat es Lizzie locker und überaus verdient auch zu einem eigenem Wikipedia-Eintrag geschafft.
Ihr Webreporter Andreas Kaiser