20.02.2011

Matthäus 16,18-19 und das Papstamt

Auf Matthäus 16,18-19, „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“, gründet sich das Papsttum. Lutheraner und Freikirchler weisen auf andere Bibelstellen, worin nicht einem einzigen Apostel Binde- und Lösegewalt zugesprochen sind. Wie verhält es sich damit?
Manfred Gotza, 30457 Hannover

 

Eine kurze Antwort lautet: Das römisch-katholische Papsttum gründet sich nicht nur auf die Aussage Jesu in Matthäus 16,18f. Und: Jesus hat in der Tat die Binde- und Lösegewalt allen seinen Aposteln oder Jüngern zugesagt. Die Autorität der katholischen Bischöfe leitet sich nicht vom Papst her, sondern von den Aposteln.
Auch protestantische und ostkirchliche Theologen bezweifeln nicht, dass Simon Petrus unter den zwölf Aposteln eine besondere Stellung hatte. Ob sich daraus aber das Papsttum ableiten lässt, wie es sich im Laufe von fast 2000 Jahren entwickelt hat, ist umstritten.
In den Debatten der ers-ten Jahrhunderte, wie mit neuen Herausforderungen umzugehen sei, berief sich der Bischof von Rom zunächst auf Petrus und Paulus, deren Gräber in Rom sind. Erst im Jahr 256 führte Bischof Stephan von Rom erstmals Matthäus 16 ins Feld, was seine Gegner nicht unbedingt gelten ließen.
In den ersten 1000 Jahren trugen viele Faktoren dazu bei, dass der Bischof von Rom eine immer stärkere Stellung erhielt. Als „Erster unter Gleichen“ wurde er zwar von den anderen Patriarchen weitestgehend anerkannt. Die weitere Entwicklung bis zum I. Vaticanum mit Unfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat des Papstes jedoch gingen die anderen Kirchen nicht mit.
Jesus selbst hat zwar Simon Petrus eine besondere Stellung zuerkannt; die Vollmacht, zu binden und zu lösen, aber hat er auch anderen Aposteln und Jüngern gegeben. So beauftragt er im Johannesevangelium (20,22f) die Jünger, Sünden zu erlassen; in Matthäus 18,18 gibt Jesus allen Jüngern Binde- und Lösegewalt.
Nach katholischem und ostkirchlichem Verständnis sind die Bischöfe Nachfolger der zwölf Apostel; wohingegen Jesu Jünger, deren Zahl schwankte, sozusagen die Vorläufer aller Christen sind. Wie sich die Kirche entwickelt (hat), lässt sich nicht allein und direkt aus der Bibel ableiten, sondern auch aus der Geschichte, in der Gottes Geist weiterwirkt.
Allerdings sollte die Kirche nicht dem in der Bibel erkennbaren Willen Jesu widersprechen. Doch das gilt nicht nur für den Papst.
Roland Juchem