05.04.2012

Muss es wirklich ein kostbarer Goldring sein?

Als ich vor einigen Wochen die Berichte über die jüngste Kardinalserhebung, das „Konsistorium“, las, stellten sich mir zwei Fragen: Ist es nötig, dass ein neuer Kardinal einen kostbaren und teuren Goldring an den Finger gesteckt bekommt? Und: Es hieß, dass auch „einfache Gläubige“ die Chance hatten, den Kardinälen beim Konsistorium die Hand zu schütteln – wer waren denn diese „einfachen Gläubigen“?
W. K., Niederkrüchten

Der Kardinalsring gehört zu den Insignien eines Kardinals, genauso wie das rote Birett, die liturgische Kopfbedeckung. In den Fällen, in denen ein neuer Kardinal zuvor bereits Bischof war, ersetzt der Kardinalsring den bisherigen Bischofsring.
Der Kardinalsring ist ein Geschenk des Papstes an den neuen Kardinal. Wie ein Ehering soll er die besondere Treue und feste Verbindung zwischen dem Kardinal und dem Papst symbolisieren.
Muss er wertvoll sein? Er ist eben ein Zeichen für eine besondere Verbindung und eine herausgehobene Funktion. Traditionell ist er nun einmal aus Gold – die Insignien von Bischöfen und Kardinälen sollen ja nicht auf die jeweiligen Menschen, sondern auf ihr wichtiges Amt als Nachfolger der Apostel hinweisen.
Zu Ihrer zweiten Frage: Diese „einfachen Gläubigen“ waren im Prinzip Leute wie Sie und ich. In der Tat ist das Konsistorium eine Chance für ganz normale Menschen, sonst verschlossene Säle im Vatikan von innen zu sehen.
Bei diesem Ereignis kann man sich ohne Anmeldung und Eintrittskarte einfach in die Schlange der Gratulanten einreihen. Man wird lediglich an den Sicherheitskontrollen am Vatikan gefragt, wohin man möchte. Wenn man dann angibt, Kardinal XY gratulieren zu wollen, wird man eingelassen.
Meist ist es so, dass zur Kardinalserhebung auch viele Freunde, Bekannte und oft auch Gruppen aus dem jeweiligen Bistum oder von bisherigen Wirkungsstätten anreisen. Auch diese „einfachen Gläubigen“ werden sich sicher bemühen, dem neuen Kardinal die Hand zu schütteln – das Ganze ist eben ein bisschen wie bei der Einführung eines neuen Pfarrers.
Ulrich Waschki