07.06.2016

Mit guten Nachrichten wollen einige Portale der gestressten Seele Gutes tun

Nachrichten: Seelisches Gift?

Die täglichen Schreckens- und Katastrophenmeldungen verunreinigen - so sind sich inzwischen etliche Experten sicher - unseren Geist, befördern Stress und Depressionen. Ein paar Portale haben sich mit „guten Nachrichten“ der seelischen Hygiene verschrieben.

Es gibt Tage, da vergällt einem schon der morgendliche Blick in die üblichen Online-Gazetten die Stimmung. Und zwar gründlich! „Frau von Gruppe vergewaltigt“. „Rechtspopulisten europaweit auf dem Vormarsch“. „Islamisten enthaupten Geisel“. „Raser überfährt bei illegalem Autorennen kleines Kind“, „Reiche immer reicher, Arme immer ärmer“, „Klimawandel auf dem Vormarsch“. So oder ähnlich lauten gerne mal die Schlagzeilen von Welt, Spiegel Online oder FAZ.net. Frank und frei nach dem Motto: ‚Unsere tägliche Katastrophenmeldung gib uns heute‘.

Logo des Blogs "nur-positive-nachrichten.de"

Kein Wunder, dass da immer Menschen entweder in tiefe Depression verfallen, immere seltener Zeitung lesen und kaum noch TV-Nachrichten schauen. Als politischer Korrespondent, der sich quasi von Berufswegen wochentagtäglich mit dem Unzulänglichkeiten dieser Welt auseinandersetzen darf oder muss, geht es mir da oft nicht anders. Im Gegenteil: der „negative Nachrichtenstoff“ hinterlässt wie unlängst ein paar US-Wissenschaftler herausgefunden haben, unweigerlich Spuren, befördert Stress und Hoffnungslosigkeit… Damit sich am Ende nicht sämtliche Gedankengänge verfinstern, bedarf zuweilen ein gerüttelt Maß an seelischer Hygiene. Schließlich stopfe ich ja auch nicht den ganzen Tag nur Chips, Schokolade oder Currywurst in meinem Körper… ;-)

Seekuh säubert Weltmeere

Wohl wahr.... (Foto: gute-nachrichten.com.de)

Während mir persönlich eher Natur, Sport und Spiritualität weiterhelfen, haben sich neuerdings ein paar Internet-Portale der Mut und hoffnungsstiftenden Nachricht verschrieben. Vorreiter der Entwicklung war wohl das Portal „Gute Nachrichten“. Mit Meldungen wie „Äthiopien – Abgeholzte Steppen verwandeln sich in grüne Wälder“ oder „Eine ‚Seekuh‘ soll die Meere säubern – Ein Katamaran als Müllabfuhr“ versuchen Sie ihren Usern den Tag und die Laune zu versüßen. Da das „Gute-Nachrichten“-Team aber nur aus maximal drei Leuten – zwei Hobbyautoren und einem Informatiker – besteht, wird die Homepage leider nur recht unregelmäßig aktualisiert. Zum Ausgleich bietet das Portal seine Dienste auch auf Facebook und Twitter an. Wer will, kann dort die „Guten Nachrichten“ gleich unverbindlich abonnieren. Kostenlos versteht sich!

Einen ähnlichen Weg geht auch der Blog „Nur positive Nachrichten“. Hier finden sich neben eben jenen positiven Nachrichten, auch einige „inspirierende Sprüche und Zitate, Geschichten für Kinder, magische Bilder und berührende Videos“, verspricht der Betreiber Daniel Nusime aus Offenburg. Denn „positive Nachrichten verbessern nachweislich unsere Stimmung“, meint der Hobby-Journalist, der im wahren Leben wohl ein „Area Sales Manager“ ist. Jüngsten Meldungen zufolge kommt der Blog auf immerhin knapp 35.000 Seitenaufrufen pro Monat bei rund 15.000 Nutzern. Das ist weit besser als nichts!

„Die Zeit“ hatte bei guten Nachrichten kaum Stehvermögen

Wenn man sich einmal die Mühe macht und die Stichwörter „gute Nachrichten“ googelt, stößt man (natürlich) unweigerlich auch auf ein paar (sicher gutgemeinte) christliche Bekehrungsangebote - wie zum Beispiel das Portal „GuteNachrichten.org“ von der „Vereinten Kirche Gottes“. Wer oder was das genau ist, war ich ehrlich gesagt, aber zu faul, rauszusuchen. Nur den obigen Link zu Wikipedia habe ich selbstverständlich gelesen…

Interessanter fand ich da eher die Erkenntnis, dass auch die große, seriöse „Zeit“ schon einmal den Versuch gestartet hat, ihre Leser zumindest im Internet mit guten Nachrichten zu beglücken. Großes Stehvermögen hatten die Kollegen dabei allerdings nicht. Der Versuch dauerte im Jahr 2013 ganze drei Wochen. Läppische zwölf Meldungen kamen in der Miniserie zustande. Inklusive übrigens einer satten Fehleinschätzung, nämlich, dass der arabische Frühling zu einer neuen Blüte der Demokratie führen würde (und nicht, wie in Realita geschehen zu einem nie dagewesene Vormarsch der Radikalislamisten…). Tja so ist das offenbar. Erstens sind sie rarer als man denkt, die guten Nachrichten. Und zweitens lässt sich damit offenbar kaum Geld machen, noch Reichweite generieren…

Ihr Webreporter Andreas Kaiser