12.06.2011

Ostkirchen und Papstwahl

Dreiundzwanzig Teilkirchen gehören zur katholischen Kirche: die lateinische römische Kirche und die unierten Ostkirchen im byzantinischen, alexandrinischen, antiochenischen, chaldäischen und armenischen Ritus. Warum wird der Papst, der doch Oberhaupt aller Katholiken ist, nur von Vertretern der lateinischen Kirche gewählt?
Klaus Kegebein, 23553 Lübeck

Der Papst wird nicht allein von Vertretern der lateinischen, also der römisch-katholischen Kirche gewählt. Zum Kardinalskollegium gehören auch Bischöfe und Erzbischöfe der mit dem Papst unierten Ostkirchen. Solange diese Kardinäle nicht älter als 80 Jahre sind, können auch sie den Papst mitwählen. Bei großen Versammlungen im Vatikan sind sie klar zu erkennen, weil sie statt eines roten Käppchens (Pileolus) oder Biretts meist eine schwarze Kopfbedeckung tragen.
Zuletzt wurde etwa der 76-jährige Antonios Naguib (Foto), koptisch-katholischer Patriarch von Alexandria, von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert und dürfte damit den nächsten Papst mitwählen. Ein weiterer nicht-lateinischer Papstwähler ist Ljubomyr Husar (78), früherer Großerzbischof der unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Die Kardinäle Nasrallah Pierre Sfeir (91), emeritierter Maronitischer Patriarch von Antiochien, sowie Emmanuel III. Delly (83), Patriarch von Babylon der chaldäisch-katholischen Kirche, sind wegen ihres Alters nicht mehr wahlberechtigt.
Die unierten Ostkirchen feiern wie die orthodoxen oder altorientalischen Kirchen ihre Gottesdienste in einem anderen Ritus als dem römischen. Sie stehen aber mit der römisch-katholischen Kirche und dem Papst als Bischof von Rom in Glaubens-, Gebets- und Sakramentengemeinschaft. Sie haben ein eigenes Kirchenrecht (CCEO), das sich vom Kirchenrecht der lateinischen Kirche (Codex Iuris Canonici) unterscheidet.
Im Kinofilm „In den Schuhen des Fischers“ von 1968 spielt Anthony Quinn den ehemaligen griechisch-katholischen Erzbischof von Lemberg, Kiril Lakota. Der wird aus dem Gulag entlassen, nimmt in Rom als Kardinal an einer Wahl teil und wird selber zum Papst gewählt.
Roland Juchem