19.03.2014
Sich anbieten, aber nie aufdrängen
Sollten Priester online sein? Und wenn ja, wie? Und was bitteschön sollen sie dort genau posten? Drei evangelische Pfarrer werben jetzt dafür, „Facebook & Co aktiv zu nutzen und das »soziale Netz« als Teil pfarrdienstlicher Aufgaben, wahrzunehmen“. Aber sie warnen auch: Wer sich aufs Internet einlässt, beginnt einen Full-Time-Job.
Kein Pfarrer muss auf Facebook präsent sein – weder dienstlich noch privat. Doch stehe ein persönliches Profil in der „Tradition der öffentlichen Verkündigung und der einfachen Erreichbarkeit“.
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Soziale Netzwerke (Sreenshot: Bing-Bildersuche) |
Auffällig ist zudem, dass die Homepages von „Kirchengemeinden, wo sie gut gemacht sind, relativ viele Besucherinnen und Besucher anziehen“. Vergleichsweise mehr als etwa die offiziellen Seiten der Bistümer oder der evangelischen Landeskirchen. Der Grund dafür ist einfach. Sie sind authentisch und oft viel näher dran am Einzelnen. Zu diesem Ergebnis kamen jüngst drei Medienexperten der evangelischen Kirche.
Studie über das Verhalten von Geistlichen im Netz
Für den Artikel „Jenseits der Parochie“ im Deutschen Pfarrblatt haben die Autoren – der Hamburger Social-Media-Stratege Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, Ralf Peter Reimann (Pastor und Internetbeauftragter der evangelischen Kirche im Rheinland) sowie Alexander Ebel, theologischer Referent im Landeskirchenrat Speyer - das Verhalten von Geistlichen im Netz untersucht; und geben nun Tipps, was man wie besser machen könnte, oder lieber ganz sein lässt. Denn eines sollte jedem Pfarrer, den es ins Netz zieht, von vornerein klar sein. „Wer online Präsenz zeigen will, kann dies nicht in einem Nine-to-Five-Job ausfüllen, sondern man ist ansprechbar, wenn man online ist“, schreiben die Autoren. Anders formuliert: Die sozialen Netzwerke wie Twitter, Facebook, Google+ oder gar ein eigener Videokanal auf Youtube kosten Zeit. Und wer sich darauf einlässt, sollte vor allem eins sein: authentisch.
So ließen sich weder im Netz (noch sonst wo) bei einem Pfarrer Privates und Berufliches voneinander trennen. Doch genau hierin sehen die Autoren eine große Chance: Facebook böte der Kirche die Möglichkeit die „Einheit von Lebensführung und Beruf(ung)“ auch öffentlich zu unterstreichen, und somit die „personale Glaubwürdigkeit“ zu steigern. Deswegen soll jeder Priester in seinem Profil auch seinen echten Namen und ein echtes Bild posten. Wer „Pfarrer“ als Beruf angebe, signalisiere seinen virtuellen Besuchern damit auch, dass er das Profil beruflich nutzt, und daher seine Gemeinde auch online zum Gespräch über den Glauben einlädt. Lünenbürger-Reidenbach, Reimann und Ebel empfehlen, zwar jede Anfrage eines Gemeindemitglieds anzunehmen, sich aber selbst nicht aufzudrängen.
Kurz nach der Publikation des Textes hat auch evangelisch.de sowie das Medienmagazin pro den Beitrag der drei kirchlichen Medienprofis aufgegriffen. Ähnlich wie die Theologen kommen auch dort die Autorinnen zu einem eindeutigen Ergebnis: Pfarrer und Pastoren sollten sich auf das Internet einlassen. „Schließlich überlege heute auch niemand mehr, ob er das Telefon benutzen solle oder nicht. Ebenso selbstverständlich seien inzwischen Dienste wie Facebook oder Twitter geworden“, schreibt das Medienmagazin pro.
Ihr Webreporter Andreas Kaiser