31.03.2017
Anfrage
Sind die Frauen nur eine Nachbesserung?
Im Buch Genesis wird erzählt, dass Gott den Mann schuf (Gen 2,7), dann die Tiere als seine Helfer (Gen 2,19) und dann erst die Frau (Gen 2,22), als er merkte, dass die Tiere als Hilfe nicht ausreichen. Sind wir Frauen also nur die Nachbesserung Gottes? A. M.
Die biblischen Erzählungen von der Schöpfung in Genesis 1 und Genesis 2 gehören zu den bekanntesten Texten der Bibel und sind über die Jahrhunderte auf unterschiedliche Weise gedeutet worden. Insbesondere der zweite Teil der Schöpfungserzählungen, in dem vom Garten Eden erzählt wird, wurde immer auch auf die Beziehung von Mann und Frau hin gedeutet. In der späteren Erschaffung der Frau – noch nach den Tieren – sah man eine klare Unterordnung.
Interessant ist dabei allerdings, dass bis zur Schaffung der Frau nur vom „Menschen“, nicht etwa vom Mann die Rede ist. Dies lässt sich auch in der Einheitsübersetzung nachvollziehen. Der Mensch findet also keine angemessenen Beziehungspartner unter den Tieren. Erst als der Mensch sozusagen zweigeteilt wird, wird überhaupt vom Mann gesprochen. Erst im zweiten Menschen findet sich der Mensch in einer gelungenen Beziehung wieder. Und dieser zweite Mensch wird eben nicht auch einfach aus Lehm geformt, sondern aus der Seite, nahe beim Herzen des anderen Menschen genommen. Dies lässt auf die besondere Nähe beider schließen.
So wird es auch im ersten Teil der Schöpfungserzählung in Genesis 1 beschrieben. Dort heißt es in Vers 27: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er sie.“ Hier ist also keine Rede von einer Nachordnung oder späteren Erschaffung der Frau, sondern von Beginn an ist der Mensch als Mann und Frau geschaffen, ja, man kann es auch so deuten, dass der Mensch nur, indem er Frau und Mann ist, Abbild Gottes sein kann. Dazu gehören beide gleichermaßen.
Schlussendlich ist die Erschaffung der Frau in der Urgeschichte also alles andere als eine „Nachbesserung“ Gottes, sondern nach Genesis 1 sogar von Anfang an Teil der menschlichen Ebenbildlichkeit Gottes und auch nach Genesis 2 ein Teil des ganzen Menschseins: Frau und Mann gehören zusammen. Als „Nachbesserung“ kann man Frauen deshalb nicht verstehen.
Von Christoph Buysch