08.11.2013

Kommentar

Tradition – neu belebt

Von Roland Juchem

Mit Papst Franziskus wird „alles anders“: Jetzt will Rom von den Gläubigen wissen, was sie von der katholischen Lehre zu Ehe, Familie und Sexualität halten. Dazu wurde eine Umfrage gestartet. – So lassen sich manche Meldungen der vergangenen Woche lesen. Verbreitet wurden sie, nachdem der Vatikan ein Schreiben an die Bischofskonferenzen verschickt hat zur Vorbereitung der Sonderbischofssynode über Familienseelsorge im Oktober 2014. Gemach, gemach …

Erstens soll die Synode über pastorale Herausforderungen beraten, nicht über die Lehre zu Ehe und Familie an sich. Zweitens ist eine Umfrage zur Vorbereitung einer Synode an sich nicht neue; gleichwohl gibt es dieses Mal einen neuen Aspekt.

Eine Bischofssynode, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil fordert, ist ein Treffen von Bischöfen aus aller Welt, die sich untereinander und den Papst beraten, um gemeinsam die Kirche zu leiten. Dazu müssen sie sich a) gut informieren, b) ehrlich beraten und c) weise entscheiden. Allerdings haben die bisherigen Synoden dieses Anliegen nicht optimal umgesetzt.

Zur Vorbereitung einer Synode hat der Vatikan schon immer Bischofskonferenzen befragt: Wie ist die Lage dazu im Land? Welche Erfahrungen, welche Probleme, welche Chancen gibt es? Für die nächste Synode hat der zuständige Generalsekretär, Lorenzo Baldisseri, wieder einen solchen Fragenbogen verschickt. Alles wie gehabt.

Nun bittet er aber in einem Begleitbrief die US-Bischöfe, das Vorbereitungsdokument inklusive 39 Fragen an Diözesen und Gemeinden weiterzuleiten, um auch von dort Erfahrungen und Informationen zu erhalten. Gleichwohl hat der Vatikan bekräftigt, dass sich die Fragen, die er inzwischen selber veröffentlicht hat, an die Bischöfe richten. Für eine allgemeine Meinungsumfrage sind sie auch weniger geeignet. Dennoch formuliert Baldisseri mit seiner Bitte, das Dokument weiter zu verbreiten, ein neues – und zugleich gutes, altes – Anliegen: dass Bischöfe, bevor sie den Papst beraten, sich selber mit ihren Priestern, Gläubigen und Experten beraten. Die Bischöfe von England und Wales haben die Fragen sogar ins Internet gestellt. Damit „können Sie sich aktiv an der Vorbereitung der Synode beteiligen“, heißt es dort. Die Deutsche Bischofskonferenz will noch entscheiden, wie sie das Anliegen aufgreift.

Die Vorbereitung der Sondersynode läuft also, wie vom Konzil gewünscht: ein altes Vorgehen, gottlob mit neuem Schwung. Entscheiden tun am Ende aber der Bischof von Rom und seine Amtsbrüder. Das ist traditionell gut katholisch und nicht „alles anders“.