09.07.2013

Beeindruckende Seite über Lübecker Märtyrer

Vier, die widerstanden

Im Dreiminutentakt fällt das Fallbeil im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis am 10. November 1943. Vier Geistliche verlieren an diesem Tag ihr Leben. Eine beeindruckende Seite dokumentiert das Leben der Lübecker Märtyrer.

„Meine liebe, liebe Lisbeth,
jetzt ist es so weit! In wenigen Stunden habe ich meinen Lebensweg vollendet. Der Herr über Leben und Tod, Christus, mein König, holt mich heim zu sich. Die letzten Zeilen von dieser Erde sollst Du haben.“

Ein Screenshot der Seite

So beginnt der katholische Kaplan Eduard Müller den Brief an seine Schwester. Er schreibt ihn am 10. November 1943. Kurze Zeit später fällt das Fallbeil im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis und Müllers Lebensweg ist vollendet und bei Christus. Vier Geistliche verlieren an diesem Tag in der Hansestadt ihr Leben. Weil sie sich für ihren Glauben einsetzten und als Christen gegen die nationalsozialistische Ideologie aufbegehrten.

Eduard Müller ist einer der Lübecker Märtyrer. Weiter zählen dazu die beiden katholischen Kapläne Johannes Prassek und Hermann Lange und der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Wegen „Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feindsendern“ wurden die vier vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Kein Gnadengesuch konnte sie retten.

Porträts, Predigten, Chroniken

Johannes Prassek

Über das Leben und Wirken der vier Geistlichen hat das Hamburger Erzbistum eine ansprechende und lesenswerte Webseite gestaltet, die interessierten Besuchern einiges zu bieten hat. Porträts genauso wie eine Chronik der Ereignisse oder Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen, dem Vorbild der vier Geistlichen, die sie auch untereinander austauschten und weiterverbreiteten. Zusätzlich finden sich auf der Seite noch viele weitere lesenswerte Dokumente. Ob Vernehmungsprotokolle, Zeitungsartikel oder ein bewegendes Kassiber des inhaftierten Johannes Prassek. Drastisch schreibt er über seinen Hunger:

„Weißt Du, was Hunger ist? Wenn der Magen knurrt und man hat dieses unangenehme „Hunger“gefühl, das ist noch kein Hunger! Aber: Wenn es Dir aus dem Halse herausstinkt vor Leere und vor verdorbenen Speiseresten etc. in der Speiseröhre oder wer weiß wo, wenn im Munde zwischen den Zähnen – trotz allen Putzens – so ein fieser Geschmack des Mangels sich bemerkbar macht, wenn das Zahnfleisch sich löst und schon bei einer leichten Berührung mit der saugenden Zunge das Blut herausquillt.“

Ebenso beeindruckend und berührend sind die Abschiedsbriefe der vier Geistlichen. Galten sie zunächst als verschollen oder vernichtet, tauchten sie im November 2004 wieder auf. Unglaublich viel Zuversicht und Gottvertrauen spricht aus diesen Briefen.

Auch der Weg der Seligsprechung von 2004 bis 2011 wird auf der Seite dokumentiert, wie aus den wehrhaften vier Geistlichen die Lübecker Märtyrer wurden, die an ihrem Weg nicht zweifelten. Hermann Lange schrieb in seinem Abschiedsbrief vertrauensvoll: „Auf Wiedersehen oben beim Vater des Lichtes!“

Ihr Webreporter Daniel Gerber