13.06.2013

Anfrage

Warum der Bischof beim Auszug, ein Pfarrer nicht?

Ein Bischof zieht am Ende eines Pontifikalamtes segnend aus der Kirche aus. Warum machen „normale“ Pfarrer das nicht? Wenn sie an Festtagen mit einem großen Auszug die Kirche verlassen, könnten sie doch auch segnen? 

A. F., Wallenhorst 

Die Frage müsste man umdrehen: Warum segnet der Bischof überhaupt? Tatsächlich sehen die liturgischen Bücher für den Auszug nach der Messe keinen solchen Segen vor – der Bischof hat am Ende der Messe bereits seinen Segen gespendet.

Diese Doppelung ist historisch entstanden: Im römischen Ritus des 8. Jahrhunderts endete die Messe mit dem Altarkuss, danach zog der Zelebrant aus und segnete dabei das Volk. Im tridentinischen Ritus wurde der Schlusssegen zum Altar verlegt.

In feierlichen Bischofsmessen wurden beide Traditionen zusammengeführt: Erst der Schlusssegen, dann der große Auszug des Bischofs, der das Volk segnet. Auch heute ziehen die meisten Bischöfe so aus. Und die meisten Gläubigen empfinden es offenbar als passende Geste – wenn man beobachtet, wie viele den Segen mit einem Kreuzzeichen nachvollziehen.

Segnen heißt auf Latein benedicere – wörtlich: Gutes zusagen. Wenn der Bischof also „Gutes zusagend“ aus der Kirche auszieht, spricht er den Menschen großzügig den Segen Gottes zu. Und zwar in größerer Nähe als beim Schlusssegen, unmittelbarer, vielleicht ein bisschen persönlicher. Natürlich kann auch hier viel schieflaufen: Der Segen kann herrschaftlich wirken oder wie eine achtlose Reproduktion der Geste. Es kommt wie bei der gesamten Liturgie auch hier auf die „ars celebrandi“, die Kunst des Zelebrierens, an. Dann ist dieser Segen eine Geste der Zuwendung und Verbindung zwischen dem Bischof und den Menschen seiner Ortskirche, denen er im Gegensatz zum örtlichen Pfarrer in der Regel nicht so häufig begegnet.

Und noch etwas macht die Segensgeste deutlich: Es geht nicht um die Person des Bischofs. Anders als bei einem Politiker, wenn der winkend eine Kongresshalle verlässt. Der Bischof verkündet nicht sich, sondern weist auf den Gekreuzig-ten hin. Das alles könnte nun auch auf den Pfarrer zutreffen. Hier würde es vielleicht etwas aufgesetzt wirken, wenn dieser nach dem Schlusssegen seine „Schäfchen“ mit einem Extra-Segen bedenkt. 

Ulrich Waschki