16.08.2017

Anfrage

Warum ist Pfingstmontag ein gebotener Feiertag?

Die deutschen Bischöfe haben den zweiten Weihnachtstag, Ostermontag und Pfingstmontag zu kirchlich gebotenen Feiertagen erklärt. Nach allgemeinem Kirchenrecht gibt es diese Tage gar nicht. Auf welcher Grundlage handeln die deutschen Bischöfe? F. P., Osnabrück


An gebotenen Feiertagen wie an Sonntagen sind Katholiken laut Kirchenrecht verpflichtet, eine Messe zu besuchen. Das Kirchenrecht nennt einige gebotenen Feiertage, wie Weihnachten, Ostern, Fronleichnam, Himmelfahrt oder Peter und Paul. Gleichzeitig erlaubt es den nationalen Bischofskonferenzen, von diesen Regelungen abzuweichen.

Das hat die Deutsche Bischofskonferenz getan. Demnach sind gebotene Feiertage für ganz Deutschland der Weihnachtstag, Neujahr als Hochfest der Gottesmutter Maria und Christi Himmelfahrt. Der Ostersonntag wird nicht eigens aufgeführt – er ist als Sonntag ohnehin schon geregelt. Außerdem werden noch die zweiten Feiertage – zweiter Weihnachtstag, Ostermontag und Pfingstmontag – zu gebotenen Feiertagen erklärt. Alle anderen Feiertage, die das weltweite Kirchenrecht aufzählt, gelten nur in einigen oder wie im Fall von Peter und Paul in keiner deutschen Diözese als gebotener Feiertag.

Früher war es üblich, kirchliche Feste mit einer Oktav, also eine Woche lang zu feiern. Heiligenfeste und Oktaven nahmen im Lauf der Zeit überhand. 1969 entrümpelte Papst Paul VI. das Kirchenjahr und strich die Oktaven. Außer an Weihnachten und Ostern. Der zweite Weihnachtstag und Ostermontag werden in vielen Ländern weiterhin als kirchliche Feiertage begangen.

Pfingstmontag ist seitdem aber eine deutsche Besonderheit. Im Vatikan etwa ist er ein ganz normaler Arbeitstag. Auch liturgisch kein Feiertag, sondern ein normaler Wochentag. Mit ihrer Sonderregelung handeln die deutschen Bischöfe im Rahmen ihrer kirchenrechtlichen Möglichkeiten. Wenn der Staat an dem Feiertag mit religiösem Ursprung festhält, wollten sie diese Prägung wahrscheinlich erhalten. Anders übrigens als ihre österreichischen Amtsbrüder: Pfingstmontag ist dort Feiertag, aber nicht kirchlich geboten.

Von Ulrich Waschki