17.04.2011
Warum an Karfreitag kein Kommunionverzicht?
Es befremdet mich, dass in der über Jahre sehr stimmig gefeierten Karfreitagsliturgie nun wieder der Kommunionempfang ermöglicht wird. Warum kann die Kirche an diesem Tag, dem Höhepunkt von Jesu Leiden, sich des Empfangs des geschundenen Leibes Christi nicht enthalten?
Monika Albert, 65344 Eltville-Martinsthal
Diese Frage wird öfter diskutiert. Es gibt Gründe, keine Kommunionfeier abzuhalten, und Gründe dafür. 1955 war diese seit dem Mittelalter verbreitete Feier vereinfacht worden. Im „Pastoralliturgischen Handlexikon“ von 1999 heißt es dazu: „Anfangs … begrüßt, sieht man immer deutlicher, dass sie die Grundstruktur des alten Osterfastens, das Warten auf das Kommen des Auferstandenen zur österlichen Eucharistie, störend durchkreuzt; sie wird in der weiteren Entwicklung wohl entfallen.“ Vor Jahren noch urteilten viele Liturgiewissenschaftler und Bischöfe ähnlich. Allerdings sieht das Messbuch am Karfreitag vor: „Heute und am
Karsamstag findet nach altem Brauch keine Eucharistiefeier statt.“ Die Ge-dächtnisfeier vom Leiden und Tod Christi besteht aus Wortgottesdienst, Erhe-bung und Verehrung des Kreuzes und Kommunion-feier. Seit der 2001 veröffentlichten vatikanischen Anweisung „Liturgiam authenticam“ sollen Gottesdienste streng nach den Vorgaben des Messbuches gefeiert werden. Begründet wird die Kommunion-spendung am Karfreitag damit, dass es nicht nur um den Tod am Kreuz gehe, sondern um die ganze Erlösung. Zudem ermögliche dies die sakramentale Vereinigung der Gläubigen mit dem leidenden und sterbenden Christus. Natürlich kann jeder Katholik für sich entscheiden, ob er am Karfreitag kommuniziert oder nicht.
Roland Juchem