10.01.2012

Warum können nur Männer Bischof werden?

Warum können nur Männer Bischof werden? Wo ist das biblisch begründet?
M.B., Bonn

Die Bischöfe der katholischen Kirche verstehen sich als direkte Nachfolger der Apostel. Diese haben durch Handauflegung an ihre Mitarbeiter und von diesen weiter eine bis heute ungebrochene Linie der sakramentalen Nachfolge begründet (Apg 14,23). Da Jesus nach dem biblischen Zeugnis nur Männer zu Aposteln berufen hat und die Nachfolge jeweils unter Männern weitergegeben wurde (Mt 10, 2–4; Joh 1,40–44; Apg 1,13), ist in der katholischen Kirche das Weiheamt, das in der Bischofsweihe seine volle Ausgestaltung erfährt, Männern vorbehalten.
Papst Johannes Paul II. hat in seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe 1994 diese Lehrmeinung für die katholische Kirche als verbindlich und endgültig erklärt. Jesus habe bei der Auswahl der Zwölf aus dem Jüngerkreis frei entschieden und sei auch nicht beeinflusst gewesen von „herrschenden Sitten“. Dabei hat der Kreis derer, die Jesus gefolgt sind, durchaus auch aus Frauen bestanden (Lk 8,2f; 23,49.55f). Die zwölf zu Aposteln Erwählten waren aber alle Männer.
Mit dem Vorbehalt der Weihe für Männer soll keine Frau diskriminiert werden. Das Lehramt sieht für sie eine eigene Berufung, die nach dem Schreiben der Glaubenskongregation „Inter insigniores“ von 1976 „von höchster Bedeutung (ist) sowohl für die Erneuerung und Vermenschlichung der Gesellschaft als auch dafür, dass die Gläubigen das wahre Antlitz der Kirche wieder neu entdecken“ (§41).
In den Kirchen, in denen auch Frauen zu Bischö-finnen gewählt werden, bezeichnet dies eine leitende Funktion, wie es im griechischen Herkunftswort für die Bezeichnung Bischof, „episkopos“ (deutsch: Aufseher), als Gemeindeleiter ursprünglich verstanden wurde. Es ist hier aber eher an einen Vorsteher im Sinne der „Ältesten“ (vgl. Tit 1,6f; 1 Tim 3,1f) zu denken, nicht an ein sakramentales Weiheamt.
Michael Kinnen