14.12.2012
Warum lässt man ein Stück Hostie in den Kelch fallen?
Bei der Brotbrechung im Gottesdienst lässt der Priester ein kleines Stückchen der Hostie in den Kelch fallen. Was hat das für eine Bedeutung?
A.K., Osnabrück
Das Brotbrechen ist die urspünglichste Form der Eucharistiefeier. Man nennt den Ritus, einen kleinen Partikel der Hostie in den Kelch zu versenken, auch „mixtio“ oder „commixtio“ (Vermischung). Diese Vermischung drückt die sakramentale Einheit des Leibes und Blutes Christi aus. Dabei spricht der Priester im Stillen: „Das Sakrament des Leibes und Blutes Christi schenke uns ewiges Leben.“ Der Brauch, einen kleinen Partikel im Kelch zu versenken, wird in der Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch nicht mehr eigens gedeutet.
Die häufigste Erklärung, die sich neben dem Einheitsgedanken von Leib und Blut noch findet, ist ein Brauchtum aus frühchristlicher Zeit. Schon aus dem zweiten Jahrhundert ist überliefert, dass der Bischof (Papst) Stücke des eucharistischen Brotes als Zeichen der Verbundenheit aus der Messfeier an die Gemeinden der Stadt sandte, um diese an der bischöflichen Eucharistiefeier teilhaben zu lassen. Diese als „Ferment“ („fermentum“) bezeichnete Gabe hieß im Frühmittelalter auch „Sancta“. Aus dem allsonntäglichen Brauch wurde später eine Zusendung an fünf besonderen Festtagen und bis ins zehnte Jahrhundert nur noch zu Ostern. Das „fermentum“ – wörtlich Sauerteig – ist so ein sichtbares Zeichen der eucharistischen Gemeinschaft und kirchlichen Einheit.
Erhalten geblieben ist nur der Ritus in seiner Symbolik. Die Idee der Gemeinschaft auch mit Abwesenden bei der Eucharistiefeier drückt sich zum Beispiel auch bei der Krankenkommunion aus, bei der dem Kranken die Hostie aus dem Gemeindegottesdienst gebracht wird und er so Anteil auch an der Gottesdienstgemeinschaft erhält. Eine seltenere Erklärung des Ritus ist die Ableitung aus einem Brauchtum aus Syrien, mit dem durch das Versenken und Aufnehmen des Hostienpartikels der Tod und die Auferstehung Christi symbolisiert werden sollen.
Michael Kinnen