06.03.2011

Warum spricht man von einem „Hohen Dom“?

Warum gibt es die unterschiedliche Bezeichnung „Dom“ und „Hoher Dom“?
Alfons Trageser, 63456 Hanau

 

Das Attribut „hoch“ hat nichts mit der Höhe des Gebäudes oder des Kirchturmes zu tun. Es ist eine Ehrenbezeichnung für eine herausgehobene, erhabene Stellung. Im allgemeinen Sprachgebrauch kennt man ja auch die Bezeichnung „Hohes Gericht“ oder „Hochamt“ oder „Hochzeit“. Das Alte Testament kennt auch den „Hohenpriester“ – und Christus wird als der Hohepriester schlechthin gesehen, weil er über allen anderen steht.
So findet man die Bezeichnung des „Hohen Domes“ für Bischofskirchen, weil diese als Mutterkirche des jeweiligen Bistums die erste Stellung haben. Die bekanntesten sind etwa der „Hohe Dom zu Köln“, oder die „Hohen Dome“ zu Aachen, zu Trier, Speyer oder Mainz.
Die „Hohe Domkirche“ wird als Titel – im Unterschied etwa zum Titel „Basilika“ – nicht eigens vom Papst verliehen, sondern ist im Bistumssprachgebrauch mit der Kathedrale verbunden. Der Titel kann auch – wie in Freising – aus historischen Gründen für die Konkathedrale, die zweite Bischofskirche, gelten. Die Bezeichnung „niederer Dom“ – wie es die Basilica minor („kleinere“ Basilika) gibt – existiert nicht.
Es gibt aber Kirchen, die aus historischen oder anderen Gründen als „Dom“ bezeichnet werden, ohne „Hoher Dom“ zu sein. Das sind zum Teil ehemalige Bischofskirchen – etwa in Worms – oder Kirchen, die wegen ihrer Bedeutung als „Dom“ bezeichnet werden, ohne aber Bischofskirche gewesen zu sein – etwa der Frankfurter Dom.
Das Wort „Dom“ leitet sich vom lateinischen „Domus Dei“ (Haus Gottes) oder „Domus Ecclesiae“ (Haus der Kirche) ab. Andere Theorien vermuten in der Kurzform „D-O-M“ den oft in Grabinschriften verwendeten lateinischen Anruf „Deo optimo maximo (sacrum)“ – Gott, dem Allerhöchsten geweiht. Auch hier ist von der Erhabenheit und Hoheit die Rede, die sich im „Hohen Dom“ doppelt ausdrückt.
Michael Kinnen