11.07.2013
Was bedeutet das Läuten der Kirchenglocken?
Welche Bedeutungen kann das Läuten von Kirchenglocken haben? Welche Regeln gibt es dazu?
H. B., Sögel
Glocken, die überwiegend bei kultischen und religiösen Handlungen ertönen, zählen zu den ältesten Musik- und Signalinstrumenten. Im Alten Testament werden sie im Buch Exodus bei der Beschreibung des Obergewandes des Hohepriesters erwähnt. Zwölf kleine goldene Glocken erklangen beim Schreiten des Priesters, damit das Volk auf ihn aufmerksam wurde.
Glocken auf Häusern oder Türmen haben nicht nur eine liturgische, sondern auch eine praktische Bedeutung. In Mönchsgemeinschaften läuten sie, um die Mönche zum gemeinsamen Gebet zusammenzurufen. Dörfer und Gehöfte übernahmen diese Funktion, um Uhr- oder Essenszeiten anzuzeigen.
Kirchenglocken läuten zu verschiedenen Ereignissen. Sie laden zum Gottesdienst ein, ertönen bei der Wandlung, zeigen die Zeit an, erklingen zu Bischofsweihen oder bei Todesfällen und Beerdigungen. Aber sie warnen auch vor Gefahren. Bevor es Telefon und Radio gab, läuteten Kirchenglocken bei Feuer oder drohendem Sturm und Hagel. Einmal im Jahr schweigen Kirchenglocken – zumindest die an katholischen Kirchen – als Zeichen der Trauer: von Gründonnerstagabend an bis zum Gloria der Osternachtsfeier.
Rechtlich gesehen ist Glockenläuten Religionsausübung und damit durch das Grundrecht der Religionsfreiheit geschützt. Wegen ihres Selbstbestimmungsrechts kann jede Kirchengemeinde ihre sogenannte Läuteordnung selbst festlegen. In Streitfällen wegen vermeintlicher Lärmbelästigung greifen staatliche Gesetze zum Immissionschutz wie etwa die „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ (TA Lärm).
Für die Dauer des Geläuts gibt es Empfehlungen. Zum Beispiel sollte das Vor- und Einläuten zum Gottesdienst bei kleinen Geläuten nur drei bis vier Minuten, bei großen Geläuten vier bis sieben Minuten und bei sehr großen Geläuten, wie beispielsweise Domgeläuten, sieben bis zwölf Minuten dauern.Daniela Elpers