06.03.2012

Was bedeutet der Begriff „Jahreskreis“?

In einem kirchlichen Kalender ist von „Weihnachts-Oktav“ und „Jahreskreis“ die Rede. Was bedeuten diese Begriffe? N.H, Worms

Der Name „Oktav“ kommt vom lateinischen „dies octava“ und bedeutet: der achte Tag. Schon seit dem 4. Jahrhundert wurden große kirchliche Feste eine ganze Woche lang gefeiert – und noch einmal besonders am achten Tag. Bis heute hat sich die Osteroktav bis zum „Weißen Sonntag“ durchgesetzt, als ursprüngliches Fest für jene Christen, die in der Osternacht neu getauft worden sind.

Ähnlich entwickelte sich später die Weihnachtsoktav bis zum heutigen Neujahrstag, dem Hochfest der Gottesmutter. Die Zahl Sieben zwischen dem Fest und dem Oktavtag ist dabei ein Ausdruck der Fülle. Dies zeigt sich im „großen Oktavtag“ nach Ostern, wenn sieben mal sieben Tage nach Ostern der 50. Tag als Pfingstfest gefeiert wird. Weil bedeutende Feste nicht nur an einem Tag gefeiert werden sollten, sondern die Christen sich länger darauf vorbereiten sollten, enstanden die sogenannten „Festkreise“ um Ostern und Weihnachten.

Der Weihnachtsfestkreis dauert bis zum Sonntag nach dem Hochfest der Erscheinung des Herrn („Epiphanie“ – im Volksmund: „Dreikönig“), also bis zum Fest „Taufe des Herrn“. Die inhaltlich darauf bezogenen Feste „Darstellung des Herrn“ („Mariä Lichtmess“ – 2. Februar) und „Verkündigung des Herrn“ („Mariä Verkündigung“ – 25. März) liegen außerhalb des eigentlichen Weihnachtsfestkreises.
Der Osterfestkreis dauert bis Pfingsten. Das Kirchenjahr kennt heute also diese beiden Festkreise. Die Zeit dazwischen heißt dann „Zeit im Jahreskreis“.

In dieser Zeit werden die Sonntage durchgezählt, wobei die Taufe des Herrn als 1. Sonntag im Jahreskreis gilt. Der Jahreskreis wird unterbrochen von Fasten- und Osterzeit und setzt sich nach Pfingsten fort bis zum Christkönigsfest, eine Woche vor dem ersten Adventssonntag; dann beginnt ein neues Kirchenjahr.

Michael Kinnen