17.07.2013

Was bedeutet eine Weihe nach chaldäischem Ritus?

Was beinhaltet eine Weihe nach chaldäischem Ritus, wo es auch Diakoninnen geben soll? Was ist der entscheidende Unterschied zum lateinischen Ritus? Wer darf sie vollziehen und welche Folgen hätte sie für die in ihr Geweihten innerhalb unserer Kirche?
W. S., Dresden

Zunächst: Die Chaldäer sind Katholiken, sie stehen in voller Einheit mit der römisch-katholischen Kirche. Sie leben vor allem im Irak und Syrien und gehören zu denjenigen Christen, die in den vergangenen Jahren aus diesen Ländern aus politischen und religiösen Gründen fliehen mussten. Die Chaldäer feiern Gottesdienst meist auf Arabisch und mit einer anderen Liturgie, dem „chaldäischen Ritus“. Der ist zwar äußerlich sehr anders, stimmt aber theologisch mit dem katholischen Glauben überein. So gibt es dieselben Sakramente – und die Weihe nach chaldäischem Ritus bedeutet genau dasselbe wie die Weihe nach römischem (lateinischem) Ritus.

Was nun die Frage nach den Diakoninnen betrifft: Der Ostkirchenexperte der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster, Thomas Bremer, verweist darauf, dass es eine einzige schriftliche Quelle aus dem 4./5. Jahrhundert nach Christus gibt, die Diakoninnen in der chaldäischen Kirche bezeugt. „Allerdings steht dort nichts von einer Weihe, und auch die Aufgaben sind nicht näher beschrieben.“ Ob sie vergleichbar waren mit männlichen Diakonen (heute) ist daher völlig offen und bietet Raum für Spekulationen jeder Art. „Es gab historisch Diakoninnen bei den Chaldäern, aber welchen kirchlichen Status sie hatten, weiß niemand genau“, so Thomas Bremer.
Sicher ist hingegen, dass es seit vielen Jahrhunderten auch in der chaldäischen Kirche keine Diakoninnen mehr gibt, und von einem Weihe­ritus für Frauen ist niemals etwas Sicheres bekannt gewesen.

Susanne Haverkamp