13.03.2011

Was hat das Kreuz auf dem Schwein zu bedeuten?

Auf dem „Englischen Jakobsweg“ in Galicien von Ferrol nach Santiago de Compostela sahen wir in der Stadt Betanzos auf einem Kirchendach ein Schwein mit einem Kreuz darauf. Bisher konnten wir nicht herausfinden, welche Bedeutung es haben mag. Wissen Sie es?
Beate Schüssler, 22159 Hamburg

 

Das Kreuz auf dem Schwein schmückt die Kirche des Monasterio San Francisco in Betanzos. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1387. Graf Fernán Pérez de Andrade, der Herr von Betanzos und Puentedeume, ließ sie dort auf einem älteren Kirchenbau errichten. Daneben stiftete er gleich noch das angrenzende Franziskanerkloster, das in seiner Glanzzeit – zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert – für seine theologische Gelehrsamkeit bekannt war.
Der Kirchenstifter und Landesfürst, der Graf Andrade, ist auch der Schlüssel zum Kreuz auf dem Schwein. Besser: einem Wildschwein. Der Eber ist nämlich eines der Wappentiere der Andrades. Es findet sich nochmal neben dem Eingang der Kirche: Dort am Grabmal des Grafen wird der Sarkophag von zwei Tieren „getragen“, von Bär und Wildschwein.
Kombinationen von Kreuz und Schwein zieren deshalb häufiger Gotteshäuser in diesem Landstrich von Galicien. Und weisen jeweils auf den Stifter der Kirche oder Kapelle hin: den Grafen Andrade.
Der Camino Inglés, der englische Weg, an dem Betanzos liegt, führt von Ferrol an der Nordküste Galiciens nach Santiago de Compostela. Im zwölften Jahrhundert erreichte der Jakobuskult die britischen Inseln. Seitdem sind dort Pilgerfahrten bezeugt. Der Weg ist rund 130 Kilometer lang und berechtigt in Santiago den Fußpilger zur „Compostela“, der Urkunde, die bestätigt: Ich war dann mal unterwegs zum Grab des Jakobus.
Johannes Becher