11.03.2013

Was hat es mit dem "Laienkelch" auf sich?

In einem Interview mit Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg las ich einmal etwas von der Benutzung und der „grundsätzlichen Ermöglichung des Laienkelches“. Was verbirgt sich dahinter?
W. S., per E-Mail

„Laienkelch“ meint, dass in einer katholischen Eucharistiefeier nicht nur der Priester, sondern alle mitfeiernden Gläubigen, die „Laien“ in der katholischen Kirche, bei der Kommunion auch das Blut Christi aus dem Kelch trinken können.
In der Anfangszeit der Kirche feierten die Christen die Eucharistie so, dass alle Brot aßen und Wein tranken und so Leib und Blut Christi zu sich nahmen. Im Laufe der Geschichte, als die Rolle und Bedeutung der Priester zunahm, kommunizierten die Gläubigen immer seltener, zuletzt auch nur noch das Brot/die Hostie.
Als sich die Reformatoren um Martin Luther auf die biblischen Ursprünge des Christentums besannen, führten sie in ihren Gemeinden auch die Kelchkommunion wieder ein. Deswegen galt die Kelchkommunion lange Zeit als „typisch evangelisch“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts forderte zunächst Papst Pius X. unter anderem, dass die katholischen Gläubigen nicht nur zu Ostern und Weihnachten zur Kommunion gehen sollten, sondern möglichst jeden Sonntag. Das Zweite Vatikanische Konzil schließlich beschloss in seiner Liturgiekonstitution, dass der Ortsbischof für sein Bistum auch festsetzen kann, wann und bei welchen Gelegenheiten die Gläubigen nicht nur in der Form des Brotes, sondern auch des Weines kommunizieren können. Auch wenn sowohl in Brot wie im Wein „jeweils der ganze Christus gegenwärtig ist“, wie die Kirche schon viel früher gelehrt hatte.
„Laienkelch“ ist ein missverständlicher Begriff, denn es ist ja der Kelch Christi, Zeichen des neuen Bundes, der gereicht wird. Dass in der katholischen Kirche wieder häufiger unter beiden Gestalten, Brot und Wein, kommuniziert wird, ist auch ein Ergebnis ökumenischer Verständigung. Darauf spielt Bischof Feige in dem Interview sicher an.
Roland Juchem