10.03.2016

Anfrage

Was ist bei den Psalmen eine „Kelterweise“?

Was hat es mit den musikalischen Angaben in den Psalmenüberschriften auf sich? Und was ist eine „Kelterweise“, wie sie in Psalm 8 genannt wird? W. W., 52525 Heinsberg

Das Buch der Psalmen ist eine Zusammenstellung von Gebeten und Gesängen, die aus verschiedenen Jahrhunderten vor der Zeitenwende stammen und sehr unterschiedlicher Herkunft sind und auch ganz unterschiedlich verwendet wurden: persönliche Gebete, aus denen die Not eines verfolgten Menschen spricht, Litaneien, die so vermutlich im Gottesdienst gesungen wurden, Meditationen auf die Geschichte Israels und weitere Formen.

Aus all diesen wurde um 200 v.Chr. das Psalmenbuch als Sammelband zusammengestellt. Psalmen wie der erste, der das Psalmenbuch eröffnet, wurden möglicherweise nur als Vorwort verfasst, waren zum Lesen und nicht für den Vortrag bestimmt.

In vielen Psalmenüberschriften finden sich Angaben zum Singen oder zur Vertonung. Dazu vermuten die heutigen Ausleger zwar vieles, sie wissen aber nur wenig. So wird der hebräische Begriff „mizmor david“ zwar mit Psalm Davids übersetzt und leitet sich auch von dem Verb „singen“ her, jedoch taucht die Form nur in den Psalmüberschriften auf.

Die in den Psalmen ebenfalls relativ häufige Bezeichnung „maskil“ wurde früher aufgrund des Inhalts der Psalmen meist mit Lehrgedicht oder Weisheitslied übersetzt. Heute findet der Vorschlag viel Beachtung, das Wort von dem hebräischen Verb für „flechten“ abzuleiten, was zu einer Übersetzung „Flechtgesang, Wechselgesang“ führt.

Über Melodien, musikalische Begleitung und Aufführungspraxis lässt sich aber wirklich nur etwas vermuten, auch wenn teilweise Harfen, Lauten, Zimbeln und Hörner oder Trompeten erwähnt werden. Weil man zur ursprünglichen Psalmenmusik nichts Genaues sagen konnte, gab das Anlass zu manchen optimistischen Übersetzungen, die aus heutiger Sicht doch fragwürdig erscheinen.

So wurde die Angabe „al-gitit“ im ersten Vers des achten Psalms früher mit „nach der Kelter“ übersetzt, woraus dann ein „Kelterlied“ gefolgert wurde. Heute bringt man das gleiche Wort mit der damaligen Stadt Gath in Verbindung, woher die Singweise oder das Melodieinstrument kam. Oder man lässt dieses Wort einfach unübersetzt: „nach der Gittit“.

Von Christoph Buysch