20.06.2012
Was tun bei der Kommunion mit einer Zöliakieerkrankung?
Ich habe schon öfters gelesen, dass manche Menschen allergisch auf bestimmte Stoffe in Hostien reagieren. Können Sie dann gar nicht in Brotgestalt kommunizieren?
E. M., Hamburg
Zöliakie, das ist der Name einer chronischen Erkrankung des Dünndarms, bei der Betroffene überempfindlich auf Bestandteile von Gluten reagieren. Gluten ist ein Sammelbegriff für ein Stoffgemisch aus Proteinen, das in den Samen einiger Getreidearten vorkommt. Weil Gluten somit auch in Hostien enthalten ist, haben erkrankte Gläubige ein großes Problem bei der Kommunion.
In der römisch-katholischen Kirche muss die Hostie aus ungesäuertem Weizenbrot hergestellt werden. Abgeleitet wird dies aus dem biblischen Zeugnis, dass Jesus beim letzten Abendmahl wahrscheinlich Weizen- oder Gerstenbrot verwendet habe. Hostien, die demnach keinerlei Gluten enthalten (also kein Weizenmehl), gelten nach der römischen Glaubenskongregation als „ungültige Materie“ für die Eucharistie.
Erlaubt sind lediglich Hostien, die wenig aber dennoch so viel Gluten enthalten, dass die Zubereitung des Brotes ohne fremdartige Zusätze möglich ist und „ohne Rückgriff auf Vorgangsweisen, die dem Brot seinen natürlichen Charakter nehmen“, so schreibt die Glaubenskongregation in einem Brief 2003 an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen.
Glutenarme Hostien können Zöliakiekranke bestellen und vor einer Eucharistiefeier in der Sakristei abgeben und dann nach Rücksprache mit dem Pfarrer kommunizieren. Falls ein Gläubiger aufgrund der Schwere seiner Erkrankung auch nicht mit einer glutenarmen Hostie kommunizieren kann, soll er nach der Glaubenskongregation allein unter der Gestalt des Weines die Kommunion empfangen.
So wie bei der Hostie wird auch beim Wein zwischen gültiger und ungültiger Materie unterschieden – jedoch nicht so streng wie beim Brot. Gläubige, die alkoholkrank sind oder eine Alkoholunverträglichkeit haben, können mit Traubensaft kommunizieren, falls er frisch ist oder so konserviert wurde, dass „dessen Natur“ nicht verändert wurde, schreibt Kardinal Joseph Ratzinger.
Am Ende bleiben trotz des Schreibens einige Fragen offen: Was ist mit Gläubigen, die an Zöliakie und einer Saft- oder Alkoholunverträglichkeit leiden? Und wie geht die Kirche mit Priestern oder Priesteramtskandidaten um, die an solchen Unverträglichkeiten leiden?
Daniel Gerber