28.01.2013
Was unterscheidet Lesungen und Evangelium?
Gibt es einen Unterschied zwischen Lesungen und Evangelium? Wer hat die Texte für die Lesungen und das Evangelium ausgesucht?
H. G., M.
Ja, es gibt einen Unterschied. Für Christen sind die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes als „Frohe Botschaft“ herausragend, da in ihnen Jesus als der Christus – der Gesalbte und Messias – deutlich wird. Hier wird direkt vom Leben Jesu berichtet, hier hören wir von seinen Worten und Taten.
Deshalb hat das Evangelium im Gottesdienst einen zentralen Platz. Das zeigen auch die Riten der Liturgie: Vor und nach dem Evangelium wird oft ein Halleluja gesungen, Kerzenträger und Weihrauch begleiten dabei den Priester oder Diakon zum Ambo.
Aber auch die Texte des Alten Testamentes weisen nach christlichem Verständnis schon auf diese Frohe Botschaft hin: Ohne sie kann man Jesus nicht verstehen. Die Apostelgeschichte, die Briefe und die Offenbarung geben ebenfalls davon Zeugnis. Altes und Neues Testament sind daher in einer Einheit als „Heilige Schrift“ zu lesen, durch die Gott zu seinem Volk spricht und durch die er in der Kirche gegenwärtig ist. So sind alle Lesungen aus der Heiligen Schrift „Lesungen“, auch die Evangelien, diese sind jedoch für Christen besonders wichtig.
Die Abfolge der Schriftlesungen richtet sich in der katholischen Kirche nach einer zyklischen „Leseordnung“. Dabei sollen im Laufe von jeweils drei „Lesejahren“ (A, B, C) an den Sonntagen und im Zwei-Jahresrhythmus (I – II) der Werktagslesungen die wichtigsten Textstellen der Bibel einmal ganz „durchgelesen“ werden. Die Leseordnung wurde von Theologen in den Vorläufern der heutigen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung erarbeitet. Sie ist Teil der Liturgiereform, die das Zweite Vatikanische Konzil beschlossen hat und wurde von Papst Paul VI. umgesetzt.
Lesungen und Evangelium eines Tages verweisen inhaltlich oft aufeinander und können im deutschen Sprachraum etwa im „Schott“ nachgelesen werden – in der von dem Benediktinerpater Anselm Schott begründeten Ausgabe des Messbuches in Lateinisch und Deutsch mit liturgischen Erklärungen für Laien.
Michael Kinnen