27.02.2011

In welchem Alter endet die Sonntagspflicht?

Meine Ehefrau und ich sind beide 82 Jahre alt und bekommen oft von Mitchristen erklärt, dass man mit 82 Jahren nicht mehr unbedingt den Sonntagsgottesdienst besuchen muss. Was sagen Sie dazu?
Horst Grubert, 40670 Meerbusch

 

Am Sonntag feiert die Kirche die Auferstehung Jesu Christi. Der Sonntag ist also ein kleines Osterfest. Die Eucharistiefeier als „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“ am Sonntag sollte daher eigentlich der Mittelpunkt des Gemeindelebens sein. Die gottesdienstliche Versammlung am Tag des Herrn geht schon auf die Apostel zurück. Im Hebräerbrief, den der Katechismus in diesem Zusammenhang zitiert, sieht man, dass es mit der „Sonntagspflicht“ schon im frühen Christentum Probleme gab: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander.“ (Hebr 10,25).
Das Kirchengebot zur Sonntagspflicht ist eindeutig, im Canon 1247 des Kirchenrechtes heißt es: „Am Sonntag und den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen zur Teilnahme an der Messfeier verpflichtet.“ Allerdings: kein Gesetz ohne Ausnahme. Im Katechismus steht, dass ein „gewichtiger Grund“ das Fernbleiben entschuldigen könne. Dazu zählt der Katechismus beispielhaft Krankheit oder die Betreuung von Säuglingen auf. Ob man also auch mit 82 Jahren noch an der Sonntagsmesse teilnimmt, hängt von der individuellen Konstitution und den örtlichen Gegebenheiten ab. Wenn man etwa nicht mehr Auto fahren kann und keine Busverbindung existiert, ist die Fahrt zur Kirche schlicht nicht möglich.
Allerdings ist der Kirchgang am Sonntag für viele doch eine gute Gewohnheit und ein echter Höhepunkt der Woche. Es lohnt sich, hierfür einige Mühe auf sich zu nehmen. In manchen Gemeinden gibt es auch Fahrdienste – vielleicht macht man sogar einem Mitchristen Freude, wenn man ihm dadurch die Chance gibt, ein gutes Werk zu tun.
Wer keine Möglichkeit hat und wem es zu schwer fällt, zur Messe zu kommen, kann diese auch am Radio oder im Fernsehen verfolgen. In den Fernseh- und Hörfunktipps dieser Zeitung finden sich die entsprechenden Sendeplätze. Wer unsicher ist, ob und wie er zur Messe kommen kann, sollte einfach ein Gespräch mit den Seelsorgern seiner Gemeinde suchen.
Ulrich Waschki