11.07.2011

Wer lädt in der heiligen Messe wen ein?

Häufig hört man zur Einführung in die heilige Messe folgende Formulierung: „… so rufen wir den Herrn in unsere Mitte“ oder „… so laden wir Christus in unsere Mitte ein“. Es gibt sicher noch andere Formen, die aber dasselbe zum Ausdruck bringen: dass die Gemeinde die Einladenden sind und nicht die Eingeladenen. Meine Frage: Wer lädt wen ein?
Winfried Ploß, per E-Mail

 

Jesus hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18,20). Deshalb kommen die Gläubigen zu Gottesdiensten und besonders zur Eucharistiefeier zusammen, in der Christus mit „Leib und Blut“ gegenwärtig wird. Sie vertrauen auf die Gegenwart Christi, die der Priester mit dem Gruß „Der Herr sei mit euch“ in Erinnerung ruft.
Damit kommt auch zum Ausdruck, dass die Kirche selbst in der feiernden Gemeinde „Leib Christi“ ist.
So hat Paulus es formuliert: „Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder Ein-
zelne ist ein Glied an ihm“ (1. Korintherbrief 12,27). Das Wort vom „Leib Christi“ hat also mehrere Bedeutungen: Es ist der Leib Jesu Christi, der in den gewandelten Gaben gegenwärtig ist; es ist aber auch der mystische Leib Christi, den die Kirche durch die Gläubigen darstellt.
Eine Trennung zwischen Christus und der Kirche ausgerechnet in der Eucharistie ist irreführend; ebenso eine konstruierte Trennung, wer einlädt und wer nicht. Das kann man nicht gegeneinander ausspielen. Die Bitte um Gottes Nähe, die „Einladung“ an den Herrn in die Gemeinschaft, die er selbst in der Eucharistie begründet und aufbaut, ist deshalb kein Widerspruch.
Michael Kinnen