21.08.2013
Werden Nichtkatholiken tatsächlich nicht gerettet?
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt unter anderem: „Wer von der katholischen Kirche weiß, ihr aber nicht beitreten will, könnte nicht gerettet werden.“ Kann man diesen Satz heute noch so stehen lassen?
H. B., N.
Eine diffizile Frage. Dazu eine Antwort in sechs Stufen.
1. Die genaue Formulierung des Satzes spricht von jenen Menschen, „die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten“ (LG 14). Gemeint sind also jene, die wider besseres Wissen und innere Überzeugung nicht zur Kirche gehören wollen.
2. In dem Satz steht ein Konjunktiv: „… könnten nicht gerettet werden“. Das letzte Urteil über Menschen steht Gott zu, nicht der Kirche.
3. Was heißt „gerettet werden“? Es meint, dass Menschen endgültige Gemeinschaft haben werden mit Gott oder von ihm auf ewig getrennt bleiben.
4. Christen – nicht allein die katholische Kirche – glauben, dass Jesus Christus der unmittelbare und einzige Weg zu Gott ist. Das gilt grundsätzlich. Allerdings hat die katholische Kirche – nicht als einzige – in den vergangenen 50 Jahren eine gewisse Einschränkung wiederentdeckt: Gott hat den ersten Bund mit seinem Volk Israel nicht gekündigt, er geht mit ihm einen eigenen Weg.
5. Wie erfahren Menschen von Jesus Christus und seiner Botschaft, die er von Gott bringt? Durch seine Jünger, also seine Kirche. Diese eine Kirche Jesu Christi – so eine weitere wichtige Aussage des Konzils – ist zwar größtenteils verwirklicht in der katholischen Kirche, aber die beiden Größen sind nicht voll identisch. So sagt das Konzil auch: „Zur katholischen Einheit des Gottesvolkes … sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt …“
6. Umgekehrt ist es nicht egal, wie man sich zu Jesu Botschaft und zu Gott verhält. So heißt es in Artikel 14 auch: „Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt …“ Wer nicht liebt, wer Gott bewusst ablehnt, muss im Leben und nach seinem Tod damit rechnen, keinerlei Gemeinschaft mehr mit ihm zu haben. Und das kann die Hölle sein.
Roland Juchem