16.04.2015

Trauergottesdienst zum Germanwings-Absturz

"Wir trauern um 150 Opfer"

Gut drei Wochen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine steht den Angehörigen am Freitag ein schwerer Gang bevor. In einem ökumenischen Trauergottesdienst mit anschließendem Staatsakt im Kölner Dom wird der 150 Menschen gedacht, die am 24. März in den südfranzösischen Alpen ums Leben kamen.  

Am Freitag findet im Kölner Dom ein ökumenischer Trauergottesdienst für die 150 Opfer des Flugzeugabsturzes statt. Foto: kna-bild

Die Vorbereitungen auf die Feier, die von 12.00 bis 13.30 Uhr unter anderem im Ersten live übertragen wird, laufen seit Tagen mit Hochdruck. Insgesamt werden 1.400 Gäste im Dom erwartet, davon mehr als 500 Angehörige der Opfer. Eingeladen hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, weshalb ihre Staatskanzlei federführend für die Vorbereitungen ist. Den Gottesdienst leiten der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die westfälische Präses Annette Kurschus.

Die Ansprachen beim Trauerakt halten nach offiziellen Angaben Bundespräsident Joachim Gauck, NRW-Ministerpräsidentin Kraft sowie Spaniens Innenminister Jorge Fernandez Diaz und der französische Staatsminister für Verkehr, Alain Vidalies. Zudem werden laut Staatskanzlei "alle Verfassungsorgane" erwartet, neben Gauck auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, als Bundesratspräsident Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Kanzlerin Angela Merkel und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle. "Normalbürger" können ab 10.00 Uhr einen der rund 250 nicht reservierten Plätze ergattern.  

Doch eigentlich stehen am Freitag weniger die "Polit-Promis" als die Partner, Eltern, Geschwister, Kinder und sonstigen Angehörigen der 150 Toten im Fokus - auch der Medien. Allerdings ist den wenigen zugelassenen Fotografen und Kamerateams der Schwenk auf die Angehörigen nicht gestattet. Nur etwa 50 Journalisten erhalten Einlass in Deutschlands bekannteste Sehenswürdigkeit. Doch das Thema verleitet zum Voyeurismus. 430 Beschwerden, so viele wie noch nie zu einem einzigen Themenkomplex, sind nach dem Absturz beim Presserat eingegangen. Manche Betroffene verzichten auf die Trauerfeier. 
 

Ein Fünkchen Trost

Das liegt Ulrich Wessel, Leiter des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See, fern. Mit einem Schlag hatte seine Schule 16 Schüler und zwei Lehrerinnen verloren. Die Trauer sei noch immer unermesslich, so der Pädagoge. "Für die Angehörigen war eine Beisetzung oder ein anderer offizieller Abschied praktisch nicht gegeben." Umso wichtiger sei der Gottesdienst. "Das spendet ein Fünkchen Trost, weil man sieht, dass man nicht allein ist", sagt Wessel. Seine Schule wird mit je zwei Bussen für Angehörige sowie Schüler und Kollegium anreisen.  

Immer noch helfen Schulpsychologen im Gymnasium, das Geschehen zu verarbeiten. "Wir werden 18 blühende Bäume pflanzen - als Sinnbild für 18 blühende Leben, die vernichtet wurden", kündigt Wessel an, dem die Fassungslosigkeit über die so sinnlos erscheinende Tat des Copiloten anzumerken ist. "Wir trauern um 149 - nein, um 150 Opfer", korrigiert er sich, "denn der Copilot muss ja schwer krank gewesen sein." Inwieweit auf dessen Handeln am Freitag im Dom eingegangen wird, bleibt abzuwarten. Kirchliche Stimmen hatten davor gewarnt, den offenbar an Depressionen leidenden jungen Mann zu verdammen.  

Wie bedeutsam öffentliche Trauerakte sind, zeigte sich etwa nach dem Zugunglück von Eschede, den Amokläufen von Erfurt und Winnenden oder dem Loveparade-Unfall von Duisburg. So bezeichnet es der neue Kölner Dompropst Gerd Bachner, der am Sonntag offiziell in sein Amt eingeführt wird, als "tiefes Zeichen, dass Staat, Gesellschaft und Kirche bei allen unterschiedlichen Positionierungen ganz selbstverständlich im Leid zusammenstehen". Ihn bewege, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger", dass der Dom den Angehörigen der Toten und vielen Mittrauernden Raum bietet, ihren Schmerz miteinander zu teilen. "Wir können froh sein, solche Orte zu haben."

kna