05.04.2012

Woher stammt der Brauch des Osterfeuers?

Stammt der Brauch des Osterfeuers aus heidnischem Brauchtum oder aus dem Judentum?
B. I., Darmstadt

Immer schon war die Zweideutigkeit des Feuers im Bewusstsein der Menschen verankert: positiv als Licht und Wärme, negativ als ernste Bedrohung. Gerade deshalb haben das Feuer und eigene Feuerkulte in vielen Religionen eine große Bedeutung. Damit verbunden wurde immer auch die Sonne als „Ur-Feuer“. Sonnenkulte bündelten sich vor allem im Frühjahr, um den Winter zu vertreiben.
In diesem Zusammenhang steht religionsgeschichtlich das Osterfeuer. Das bedeutet aber nicht, dass ein heidnischer Kult lediglich kopiert wurde. Zwar wurden aus anderen Religionen Elemente aufgenommen, dennoch gilt es beispielsweise als unwahrscheinlich, dass das Osterfeuer auf den jüdischen Brauch vor dem Pessachfest zurückgeht, bei dem alles Gesäuerte aus dem Haus gesammelt wird, um dann verbrannt zu werden.

Bis heute wird zwar der alttestamentliche Text gelesen, wie Gott bei der Flucht aus Ägypten in einer Feuersäule vor den Israeliten herzog. Und auch das „Auferstehen“ der Natur nach dem langen Winter ist im christlichen Osterfeuer zu finden. Aber es erfährt eine neue theologische Deutung: Nicht der Sonnengott wird hier gefeiert, sondern der auferstandene Christus. Das Osterlicht ist kein jahreszeitlicher Kult, sondern eine Gnade Gottes.
So fiel es nicht schwer, das Osterfeuer in die christliche Liturgie einzubeziehen. Seit dem 8. Jahrhundert eröffnet das Osterfeuer die Feier der Osternacht; an ihm wird die Osterkerze entzündet. Dazu wird das Feuer gesegnet: „Segne dieses Feuer, das die Nacht erhellt und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht ...“

Grundsätzlich ist es möglich, dieses Segensgebet auch für Osterfeuer außerhalb der Liturgie einzusetzen und dadurch deutlich zu machen, dass auch säkulare Osterfeuer ihren Sinn nicht allein vom Würstchengrillen oder der Frühlingsfreude erhalten. In früheren liturgischen Büchern gab es übrigens vier verschiedene Gebete zur Feuersegnung. Übrig geblieben ist dieses eine österliche, um jede Verwechslung mit heidnischen Bräuchen auszuschließen. 
Susanne Haverkamp