03.04.2017
Drei Engel gegen die Mächte des Bösen
Ostern vor genau 20 Jahren wurde das offizielle Internetportal des Vatikans aus der Taufe gehoben: von einer Frau! Seither hat sich auf der päpstlichen Webseite zwar allerhand getan. Doch so richtig modern kommt das Portal noch immer nicht daher. ;-)
Mit der Osterbotschaft von Papst Johannes Paul II vor zwanzig Jahren hat alles begonnen. Zwar gab es bereits seit Weihnachten 1995 unter der Adresse www.vatican.va ein begrenztes Angebot von Informationen über den Vatikan im Netz. Doch offiziell an den Start ging das Vatikan-Portal – der Servizio Internet Vaticano – erst am 30. März 1997. Seit jenem Tag, ein Sonntag, wurden und werden alle Ansprachen der Päpste – Johannes Paul II, Benedikt XVI und Franziskus - in sechs bis zehn Sprachen ins Netz gestellt. Darunter auch deutsch.
Ausgerechnet eine Ordensfrau brachte die Männerwelt des Vatikans ins Netz
Vor allem für Rom-Besucher ist die Seite ein Muss, um sich über offizielle Termine des Heiligen Stuhls auf dem Laufenden zu halten. Einem Bericht der katholischen Nachrichtenagentur KNA zufolge war der Pionier des vatikanischen Internet-Zeitalters – in der Männerwelt der katholischen Kirche – aber eine Frau. Nämlich die US-Ordensschwester und Computer-Spezialistin Judith Zoebelein (von ihr gibt es sogar ein eindrucksvolles Interview auf YouTube, in dem sie gegenüber ShalomWorldTV berichtet, wie das damals so alles war).
Mit drei himmlischen Helfern, die den Namen von Erzengeln trugen, ging Sister Zoebelein ans Werk. Mit ihrem PC namens „Raphael“ stellte sie Nachrichten ins Netz. Ihm zur Seite stand – natürlich, wie sollte es anders sein - der Rechner „Michael“, der als Firewall fungierte und so die Webseite des Papstes gegen Hacker und Viren verteidigte. Dritter Engel im Bunde war der Boten-Engel „Gabriel“. Dieser Rechner war für die Übermittlung von elektronischen Botschaften, vor allem von E-Mails, zuständig.
Das Papst-Portal hat sich seinen etwas antiquierten Charme bewahrt
Seit jenen Gründertagen hat sich im virtuellen Raum der Kirchenspitze zwar manches getan und verändert, aber längst nicht alles. Die Navigation der Webseite mutet bis heute an wie eine Improvisation aus der Kinderstube des Internets, und ist – nach etlichen Jahren des Wildwuches - alles andere als benutzerfreundlich. Die eingebaute Suchmaschine tut, wenn man ehrlich ist, eigentlich nie, was eine moderne Suchmaschine so tun sollte. Sie zuckelt und ruckelt erst eine Weile vor sich hin, dann liefert sie doch eher abenteuerliche Ergebnisse.
Auch aktuelle Nachrichten des Tages sucht man auf der Vatikan-Homepage vergebens. Alles ist irgendwie etwas versteckt. Das grafische Erscheinungsbild ist bis heute unverändert, und hat sich offenbar beharrlich allen Veränderungsversuchen widersetzt. Auch einen interaktiven Chat gibt es nicht. Das würde den Vatikan personell überfordern, heißt es in Rom. Dem Hörensagen zufolge arbeiten bei dem Internet-Dienst von Papst Franziskus aktuell rund 30 Mitarbeiter. Sie sorgen vor allem „dafür, dass die Botschaft des Papstes ordnungsgemäß und sicher ins Netz gestellt wird“, meldet KNA. Rund eine halbe Million Papst-Texte, ungezählte Fotos, Videos und etliche offizielle Dokumenten wurden publiziert.
An guten Tagen, soll allein das Nachrichten-Material des päpstlichen Presseamt, in dem Zeitung, Radio und Foto-Service gebündelt wurden, auf bis zu eine Million Klicks kommen. Den größten Besucher-Ansturm erlebte die Seite bei der Seligsprechung von Johannes Paul II. im Jahr 2011. Damals sollen an nur einem Tag zwölf Millionen Besucher die Vatikan-Webseite aufgerufen haben. Ohne zusammen zu brechen wohl bemerkt.
Die Administratoren des Internet-Dienstes legen eigenen Aussagen zufolge seit jeher besonderen Wert auf die Sicherheit. Zwar sollen die Mächte des Bösen, sprich einige Hacker, schon öfters mal versucht haben, die päpstliche Webseite in die Knie zu zwingen. Doch so richtig und nachhaltig gelungen, ist ihnen das bis heute nicht. Der Erzengel Michael habe bis heute alle schwerere Attacken verhindert, heißt es in Rom.
Ihr Webreporter Andreas Kaiser