21.01.2011
Petrus, der Wettermann – warum ist er immer schuld?
Egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint – schuld ist immer einer: Petrus. Warum macht man ihn so gerne für das Wetter verantwortlich?
Hannelore Werner, Hamburg
Brückenbauer, Menschenfischer, Himmelspförtner – ganz schön viel, was dem
Apostel Petrus aufgehalst wird! Und dann soll er auch noch für das Wetter zuständig sein? Tatsächlich: Jesus mutet dem Gennesaret-Fischer einiges zu. „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“, sagt er zu ihm und überträgt ihm die Verantwortung für die Himmelspforte: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
Allerdings ist dies keine Anweisung an einen Pförtner. Lösen und Binden sowie Schlüssel waren im Judentum geläufige Worte für Menschen, die etwas zu entscheiden hatten.
Hinweise auf Petrus und das Wetter sucht man in der Bibel vergebens. Zudem sind der Wetterhimmel und das „Reich der Himmel“ sehr verschiedene Dinge.
Der Volksglaube aber geht davon aus: Wenn Petrus kontrolliert, wer in den Himmel kommt, muss er doch auch das verantworten, was aus dem Himmel kommt. Schnee, Hagel oder Sonnenschein – kommt schließlich immer von oben. Zahlreiche Redewendungen haben sich denn auch etabliert: Wer hat nicht schon „auf Petrus vertraut“, wenn ein Fest im Garten bevorstand? Bei Donner mutmaßt man gern, Petrus und die Engel würden Kugeln schieben.
Doch bei aller Prominenz wird nicht nur Petrus mit dem Wetter verbunden. So gilt der heilige Medardus bis heute als Patron der Schirmmacher. Zahlreiche Bauernregeln ranken sich um den Namenstag des heiligen Georg am 23. April. Er würde noch einmal Schnee bringen, heißt es etwa. Andererseits traut man ihm zu, das Eis, das St. Andreas gemacht hat, wieder zu brechen. Und schließlich baut man vor, um ihm später die Schuld an eventuellen Missernten zuschieben zu können: „Auf St. Georgs Güte, stehen alle Bäum in Blüte“. Allerdings dienen die Namenstage der Heiligen eher als kalendarische Angaben, weniger als Wetterverantwortliche.
Veronika Wawatschek