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01.10.2012

Kommentar

Wir sind seine Zeugen

Von Ulrich Waschki

In Rom wird in diesen Tagen viel diskutiert, eröffnet und gefeiert. Da ist der 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober, gleichzeitig wird das vom Papst ausgerufene „Jahr des Glaubens“ eröffnet und bereits an diesem Wochenende kommen Bischöfe aus der ganzen Welt zur Bischofssynode zusammen, um über Wege zur Neuen Evangelisierung zu debattieren. Was hat das mit meiner Gemeinde, mit mir zu tun, mag mancher Gläubige denken. Sehr viel, ist die wenig verwunderliche Antwort.
Das Konzil hat wichtige Voraussetzungen geschaffen: Es versöhnt die Kirche mit der modernen Welt, lässt zu, dass wir Katholiken die Vielfalt unserer Gesellschaft akzeptieren. Dass wir mit einer großen Offenheit auf die vielen unterschiedlichen Strömungen und Erscheinungen unserer Zeit schauen und eingehen können. Und es hat das Kirchenbild korrigiert: Die Kirche ist eben nicht nur hierarchisch, eine nach oben spitz zulaufende Pyramide mit dem Papst an der Spitze. Sie ist auch die Gemeinschaft der Glaubenden, das Gottesvolk, das gemeinsam auf dem Weg ist, in dem es das gemeinsame Priestertum aller Glaubenden und das besondere Priestertum der geweihten Amtsträger gibt.

Mit diesem anderen Kirchenbild macht das Konzil klar, dass wir unseren eigenen Glauben eben nicht an Amtsträger delegieren können, sondern ihn selbst in die Hand nehmen müssen. Wir müssen wegkommen von einem falschen Klerikalismus: Auch Nicht-Geweihte, auch Ehrenamtliche können Gebete sprechen, können gemeinsame Feiern leiten, können Bibel- und Glaubensgespräche führen.
Diese neue Selbstständigkeit ist nicht nur angesichts des Priestermangels nötig. Sie ist auch nötig, um unserem Glauben neuen Schwung und neue Strahlkraft zu verleihen. Denn wie wirken unsere Gemeinden oft nach außen? Als verkrustete, wenig fröhliche Vereine. Nicht aber als Gemeinschaft von Zeugen einer frohen und froh machenden Botschaft.
Gott gerät in unserer Gesellschaft zunehmend in Vergessenheit. Wir sind seine Zeugen. Nicht (nur) Amtsträger in Rom oder in der nächsten Bischofsstadt. Auch wir Christen – in der Kirchengemeinde, in der Nachbarschaft, im Dorf, Betrieb, Verein, Kindergarten oder in der Schule. Das „Jahr des Glaubens“ will, dass wir unseren Glauben auffrischen, um diese Aufgabe annehmen zu können. Neben allen berechtigten Strukturdebatten: Nur wenn wir helfen, unserer Kirche ein missionarisches Gesicht zu geben, wird sie Zukunft haben.

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