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19.07.2013

Kommentar

Schwierige Initiative

Von Ulrich Waschki

Es ist ein gutes Anliegen: Mit einer europäischen Bürgerinitiative wollen Katholiken aus ganz Europa den Lebensschutz in der EU stärken. Sie wollen, dass keine EU-Gelder für die Forschung mit embryonalen Stammzellen oder „für Abtreibung als Mittel der Bevölkerungskontrolle“ eingesetzt werden. Auch die Argumentation ist gut: Die Initiatoren von „One of Us“ berufen sich auf einen Spruch des Europäischen Gerichtshofes, nach dem der Mensch ab der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle Mensch ist. Mit einer solchen Rechtsauffassung verbieten sich Embryonenforschung und Abtreibung von selbst. Anliegen und Argumente sind gut. Aber die Ausführung lässt Zweifel an der Aktion aufkommen. Schade.

Was ist mit der Forderung nach einem Stopp von EU-Geldern für „Abtreibung als Mittel der Bevölkerungskontrolle“ gemeint? Erklärt wird das in den Materialien der Initiative nicht. Nur auf Nachfrage bekommt man Aufsätze zur Verfügung gestellt. Wenn aber Menschen ihre Unterschrift für eine Initiative geben sollen, müssen sie sie auch verstehen. Und selbst nach Lektüre der Aufsätze bleiben Zweifel, worum es wirklich geht und ob das Anliegen richtig formuliert ist. Schwierig. Durch einen Verzicht auf diese nebulöse Forderung hätten mehr Verbündete für die erste Forderung gewonnen werden können.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Initiatoren machen Druck. Das ist legitim. Aber wenn sich der Druck in öffentlichen Prangern äußert, welcher Bischof die Aktion unterstützt und welcher nicht, wenn dieser Druck zu einem Gewissens-TÜV wird, ob man es mit dem Lebensschutz wirklich ernst meint, ist das nicht hinnehmbar. Ich muss die Freiheit haben, eine solche Initiative, aus welchen Gründen auch immer abzulehnen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, ein lauer Katholik zu sein. 

Doch weil manche Initiatoren der Aktion immer wieder mit diesem Unterton arbeiten, bereiten sie möglichen Unterstützern und Multiplikatoren von „One of Us“ Bauchschmerzen. Ob die Initiative – selbst bei Vorliegen der notwendigen Unterschriften – bei der EU überhaupt ein Umdenken bewirkt, steht völlig in den Sternen. 

Dennoch: Welches Signal geht an die Verantwortlichen und die Gesellschaften in Europa, wenn es nicht gelingt, eine Million Unterschriften für wichtige Fragen des Lebensschutzes zu sammeln? Es gilt jetzt, dieser Initiative zum Erfolg zu verhelfen, um Europa zu zeigen, dass vielen Menschen der Schutz des ungeborenen Lebens nicht gleichgültig ist. 

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