17.03.2014
Kommentar
Hoffnung auf Einheit
Von Hubertus Büker
Das ist mal eine großartige Nachricht: Die orthodoxen Kirchen wollen 2016 ein Konzil einberufen. Angesichts der zahlreichen innerorthodoxen Konflikte und Differenzen, die in den letzten Jahren eher noch auszuufern schienen, musste man fast daran zweifeln, dass eine solche Versammlung in näherer Zukunft würde stattfinden können. Doch, sie kann.
„Außer es geschieht etwas Unerwartetes“ – diese Einschränkung freilich haben die Kirchenführer ihrem Beschluss hinzugefügt. Und sie haben vereinbart, beim Konzil nicht mehrheitlich, sondern nur im Konsens zu entscheiden. Sprich: Im Prinzip kann jede der 15 eigenständigen orthodoxen Kirchen jederzeit wieder aus dem Projekt „Heilige und Große Synode der orthodoxen Kirche“ aussteigen. Das unterstreicht, wie heikel und gefährdet das Unternehmen ist und bleiben wird.
Aber es nützt ja nichts. Bartholomaios I., der Patriarch von Konstantinopel, hat zu Recht daran erinnert, dass es keine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums ohne innere Einheit der orthodoxen Christenheit geben kann. Von „Zeichen der Auflösung“ sprach er gar. Die Lage ist sehr ernst für die drittgrößte christliche Gemeinschaft.
Welche Stellung hat das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, der Patriarch von Konstantinopel? Welche Rolle soll die russisch-orthodoxe als die mitgliederstärkste Kirche spielen? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um die Eigenständigkeit einer Kirche anzuerkennen? Wie steht es um die Verquickung zwischen geistlichen und weltlich-nationalen Autoritäten, Interessen, Machtansprüchen? Diese und viele andere strittige Fragen werden schlicht nicht zu lösen sein ohne den festen Willen zur Einheit.
Die katholischen Christen haben allen Grund, die Vorbereitung und dann hoffentlich auch den Verlauf des panorthodoxen Konzils mit Aufmerksamkeit und Sympathie und mit ihren Gebeten zu begleiten. Seit dem historischen Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor 50 Jahren hat sich der katholisch-orthodoxe Dialog bemerkenswert entwickelt – allerdings sind dessen Ergebnisse nicht von allen orthodoxen Kirchen anerkannt worden.
Weitere Fortschritte – und natürlich das Ziel aller Mühen, die Mahlgemeinschaft – lassen sich kaum mit einer innerlich zerrissenen Orthodoxie erreichen. Ein Gelingen der „Heiligen und Großen Synode“ würde somit auch einen wichtigen Schritt in Richtung Einheit aller Christen bedeuten.
Gott gebe es.