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10.07.2014

Pro und contra

Brauchen wir Kampfdrohnen?

Ein Pro von Ulrich Waschki

Eine Horrorvorstellung: Krieg wird vollautomatisiert geführt. Klinisch rein. Gesteuert von einem Steuerknüppel Tausende Kilometer entfernt vom Kampfgeschehen. Ohne Blut und Leid anschauen zu müssen. Krieg wie im Computerspiel. Ohne Verantwortung. Ohne Skrupel.

Das stimmt. Das ist eine Gefahr der waffenfähigen Drohnen. Wie verlockend ein solcher „sauberer Krieg“ ist, haben die US-Propaganda-Bilder aus dem Golfkrieg Anfang der 90er Jahre gezeigt. Ein gerechter Krieg, human geführt. Doch einen humanen Krieg gibt es nicht. Krieg bedeutet immer Leid, Schmerz, Blut und Tod. Doch die Drohnen können das lindern. Wenn eine Bundesverteidigungsministerin vor der Wahl steht, für einen demokratisch legitimierten Einsatz Drohnen zu schicken oder Soldaten unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens, ist die Maschine eindeutig die bessere Wahl. Alles andere wäre unverantwortlich. Und deshalb darf die Bundeswehr Drohnen beschaffen und einsetzen.

Es kommt darauf an, die problematischen Folgen dieser Waffentechnologie einzudämmen. Über Kriegseinsätze muss kritisch diskutiert werden – in jedem konkreten Fall. Ohne politische Legitimation geht gar nichts. Da haben wir in Deutschland schon eine gute Kultur. Vor allem aber müssen die Soldaten und ihre Kommandeure ethisch gebildet werden. Schließlich sind sie es, die im Zweifel den todbringenden Knopf drücken – oder sich eben anders entscheiden, weil das so harmlos als Kollateralschaden verbrämte Leid zu groß wird. Sich aber aus Angst vor den Folgen einer schützenden Technologie zu versperren, ist falsch.

 

Ein Contra von Daniel Gerber

Auf den ersten Blick sind die Vorteile der Kampfdrohnen einleuchtend. Sie können unsere Soldaten schützen. Beispielsweise wenn sie Patrouillen aus der Luft überwachen. Kampfdrohnen töten Gegner aus der Distanz. Das bedeutet, keine Särge toter Frontsoldaten in die Heimat zurückschicken zu müssen. Nachvollziehbar hörte es sich für viele an, als der damalige Verteidigungsminister de Maizière im Bundestag über Kampfdrohnen sagte: „Wir können nicht sagen, wir bleiben bei der Postkutsche, wenn alle anderen die Eisenbahn entwickeln.“ Van der Leyen will die „Eisenbahn“ jetzt auch. Trotz der Vorteile muss es aber heißen: Nein! Wir wollen sie nicht, denn Kampfdrohnen machen das Töten leichter.

Ein Ausbilder von US-Spezialeinheiten schreibt in einem Buch, wie schwierig es sei, Soldaten die Tötungshemmung abzutrainieren. Die Nähe zum Gegner lähme sie. Je größer die Distanz, desto leichter das Töten. Ein paar Knöpfe reichen heute, um mit Drohnen Menschen in Pakistan oder Jemen zu töten. Der Erfolg: tote Terroristen, Kollateralschäden und Hass auf den Westen. 

Die heutige Kampfdrohne ist dabei nur der erste Schritt eines unheilvollen Weges, denn die technische Entwicklung ist rasant. Der Trend geht zu sogenannten autonomen Systemen. Drohnen, die ihre einprogrammierten Ziele selbst suchen und bekämpfen. Der Mensch ist dann nicht mehr letzte Instanz. Am Ende der Entwicklung heißt es: Maschinen entscheiden über Leben und Tod. Science Fiction? In 20 Jahren könnte genau das die Realität sein. Das kann sich niemand wünschen. Soldaten schützt man ohnehin am besten, in dem man sie nicht in den Krieg schickt.

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