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09.10.2014

Kommentar

Mühsame Freiheit

Von Roland Juchem

Das Thema Religionsfreiheit gewinnt an Bedeutung – aus zwei Gründen: Zum einen ist es für Katholiken erst durch das Konzil richtig ins Bewusstsein geraten, nachdem sie etwa erfahren haben, dass ihre Glaubensgeschwister im Ostblock diskriminiert oder verfolgt wurden. Lange Zeit war das kein richtiges Thema; nur wenige haben sich darum gekümmert. Zum anderen werden heute, in der zunehmend globalisierten Welt, Dinge schneller bekannt. Auch wenn „verfolgte Christen“ noch nicht so rasch in die Schlagzeilen gelangen wie andere Minderheiten.

Ob „Christenverfolgung“ tatsächlich zunimmt, ist umstritten. Begriffe und Zahlen, mit denen Organisationen bislang hantierten, waren oft ungenau, werden aber klarer und präziser. Im Ostblock oder in Ostasien waren oder sind es Regime mit religionsfeindlicher Ideologie, die Christen das Leben schwermachten und dies noch tun. In der arabischen Welt – wohin die Welt derzeit vor allem schaut – zerfallen Staaten, die von Kolonialmächten zugeschnitten und von feudalen Diktaturen geknechtet wurden. In diesem Chaos nun bedrängen und verfolgen Extremisten unter dem Banner eines neuzeitlichen Islamismus Minderheiten.

Die Lage dort ist in der Tat zum Teil katastrophal und tragisch: Dass der Westen jetzt militärisch eingreift, um Menschen zu helfen, die vor den Horden des IS fliehen, sehen selbst die
Verfolgten zwiespältig. So sagten irakische Bischöfe einer Mitarbeiterin von „Kirche in Not“ in Erbil, westliche Luftschläge trügen dazu bei, dass die übrigen Muslime mit dem IS sympathisieren. Schließlich hätten die Amerikaner 2003 den ganzen Schlamassel doch angefangen. Waren Diktatoren wie Gaddafi, Mubarak, Assad oder Hussein doch besser, weil „Ruhe“ herrschte? Auf den ersten Blick sieht das so aus. Auf Dauer macht Unterdrückung alles schlimmer – und lässt den Kessel mit größerem Druck explodieren.

Für Frieden und Freiheit gibt es keine Hau-drauf-und-Schluss-Lösungen. Langfristig führt kein
Weg vorbei am mühsamen Aufbau einer menschlichen Gesellschaft. Wie die aussehen soll, müssen die Menschen in den Ländern selbst entscheiden und selbst die entscheidenden Schritte tun. Dass Christen mit ihrem Einsatz für Bildung, Gesundheit und Dialog dazu maßgeblich beitragen, wissen viele ihrer Landsleute zu schätzen. Wir Europäer – zumal wir Christen – können und müssen sie dabei unterstützen. Mit Respekt und Engagement, aber ohne jede Bevormundung. So kommt auch etwas zurück, das uns bereichert – Weltmission in einer globalisierten Welt.

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