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26.08.2015

Was unterscheidet Natur, Schöpfung und Umwelt?

In der Kirche wird viel über die „Bewahrung der Schöpfung“ gesprochen. Aber was genau ist der Unterschied zwischen Schöpfung, Natur und Umwelt? E. R., Karlstein

 

In den Debatten gehen die drei Begriffe oft durcheinander. Doch man kann sie unterscheiden, haben sie doch unterschiedliche Herkunft: religiös (Schöpfung), philosophisch (Natur) und naturwissenschaftlich (Umwelt).

„Schöpfung“ hat eindeutig einen religiösen Hintergrund. Er besagt, dass jemand (Gott) die Welt geschaffen hat. So wie im ersten Satz der jüdischen und christlichen Bibel: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Genesis 1,1). Das hebräische Wort bara’ kennzeichnet einen Vorgang, bei dem etwas lebendiges Neues entsteht.

Die Welt ist Gottes Schöpfung: gottgewollt, aber nicht selber göttlich. Die Kernaussage lautet: Alles, was ist, hat seinen Ursprung in Gott, wird von ihm gehalten und hat in ihm sein Ziel. Seine Schöpfung gab Gott den Menschen, um sie zu gestalten. In den Anfängen der Menschheit hieß das: roden, brennen, jagen, kanalisieren, später Ackerbau und Viehzucht. Die Menschen sollten sich die unbändige Natur untertan machen, damit sie darin überleben konnten. Je stärker aber und einschneidender der Mensch die Schöpfung gestaltete – zumal seit der Industriellen Revolution –, desto mehr begann er, der Natur auch zu schaden. Und damit letztlich sich selbst. Daher lautet der biblische Auftrag heute: Wir sollen Gottes Schöpfung nicht nur gestalten, sondern auch bewahren. Ist sie doch sein Geschenk nicht nur an frühere Generationen und unsere heutige, sondern auch an die künftigen.

Das Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur (Erde, Wasser, Pflanzen- und Tierwelt) führte im 19. Jahrhundert zur „Lehre vom Haushalt der Natur“, der Ökologie als Teilgebiet der Biologie. Später thematisierte sie das Zusammenspiel der Menschen und ihrer Umwelt. Heute bezieht „Umwelt“ die geschaffene kulturelle Welt ein, gibt es technische und mediale Umwelten oder Städteökologie.

Der Begriff „Natur“ wird dreifach verwendet: 1. der Kosmos als Ganzes, 2. jene Wirklichkeit, die nicht göttlich, geistig oder vom Menschen geschaffen (Kultur) ist, sowie 3. das Wesen einer Sache. Mit Bezug auf Ihre Frage kann man sagen: „Natur“ bezeichnet das Gleiche wie „Schöpfung“ nur ohne den religiösen Aspekt, dass sie von Gott geschaffen ist. Ursprünglich sind „Natur“ und „Umwelt“ wertneutrale Begriffe, während „Schöpfung“ etwas grundsätzlich Gutes bezeichnet, das uns Menschen geschenkt und überantwortet ist.

Von Roland Juchem

 

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