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09.10.2015

Wann muss der Gläubige gehorsam sein?

Wie versteht die katholische Kirche den Gehorsam? Wie soll ein Gläubiger sich zu welchen Äußerungen der Kirche verhalten? G. L., Heide

Gehorsam bedeutet im theologischen Sinn, sich ganz dem Willen Gottes anzuvertrauen. Um besser zu verstehen, was mit Gehorsam alles gemeint sein kann, kommt es aber darauf an, von welcher Perspektive aus man dieses Wort definiert: ob aus biblischer, dogmatischer oder kirchenrechtlicher, aus ethischer, pädagogischer oder spiritueller Sicht. Gehorsam eindimensional im Sinne bloßer Befehlserfüllung zu verstehen, würde den Weg zum sprichwörtlichen „blinden Gehorsam“ ebnen.

Im Bezug auf den „Glaubensgehorsam“ spricht der Katechismus davon, „sich dem gehörten Wort in Freiheit (zu) unterwerfen“. Gehorsam hängt also mit dem Hören (auf Gottes Wort) und einer freien Entscheidung zusammen. Vorbildlich werden etwa Abraham oder Maria genannt, die den Anruf Gottes für ihr Leben bejaht haben, auch wenn sie ihn vielleicht nicht sofort verstanden.

Das Kirchenrecht schreibt im dritten Buch zum „Verkündigungsdienst der Kirche“, wann eine Lehre als „unfehlbar“ gilt, nämlich wenn sie vom Papst allein oder einem Konzil in Glaubens- und Sittenfragen als definitiv offensichtlich festgelegt wurde. „Zu glauben“ ist nach dem Kirchenrecht all das, was im Glaubensgut der Kirche als von Gott geoffenbart vorgelegt ist. Auch das, „was die geistlichen Hirten in Stellvertretung Christi als Lehrer des Glaubens erklären oder als Leiter der Kirche bestimmen, haben die Gläubigen im Bewusstsein ihrer eigenen Verantwortung in christlichem Gehorsam zu befolgen“. Auch andere Forderungen nach Gehorsam kennt das Kirchenrecht, etwa von Klerikern ihrem Bischof und dem Papst oder von Ordensangehörigen ihren Oberen gegenüber.

Immer wird der Gehorsam jedoch als Antwort des Menschen auf Gottes Anruf verstanden. In einer freien Willensentscheidung zu einem umfassend verstandenen Gehorsam zeigt sich das Vertrauen, dass Gottes Wort den Menschen zu einem „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) führt. Dieser Verheißung darf sich der Mensch gehorsam anschließen, weil er sich damit Gott anvertraut.

Von Michael Kinnen

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