23.01.2014
Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
Wie groß war vielerorts die Begeisterung für diesen Krieg und wie groß war das Unheil, das durch ihn entstanden ist? Im Sommer dieses Jahres jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Interessante Webseiten erinnern daran.
„Um ein solches Unheil wie einen europäischen Krieg zu verhüten, bitte ich Dich im Namen unserer alten Freundschaft, alles Dir Mögliche zu tun, um Deine Bundesgenossen davon zurückzuhalten, zu weit zu gehen.“ Diese Zeilen schrieb Zar Nikolaus II. in einem Telegramm am 29. Juli 1914 an seinen Cousin. Und damit an niemand anderen anderes als den deutschen Kaiser Wilhelm II. Das Telegramm verhinderte das Unheil aber nicht mehr, das nur wenige Tage später beginnen sollte. Und damit auch nicht das Unheil, das vier Jahre lang in Europa, dem Nahen Osten [1], in Afrika [2], Ostasien [3] und auf den Weltmeeren [4] wüten sollte. 17 Millionen Tote und eine zerstörte Welt, die sich von dieser Katastrophe nicht erholen sollte, war die Bilanz.
In diesem Jahr jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer nun zum hundertsten Mal. Schon jetzt überschlagen sich die Verlage mit neuen Veröffentlichungen und die Medien mit Beiträgen über die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Auch im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche Seiten. Vier der interessantesten Webauftritte sollen an dieser Stelle kurz vorgestellt werden.
Die Tage vor dem Ausbruch
„1914 – Tag für Tag“ [5] heißt ein multimediales Onlineprojekt des TV-Senders Arte und Zeit-online. Der Name ist Programm. Jeden Tag wird 100 Jahre zurückgeschaut. Was war die Meldung des Tages in den Zeitungen? Was beschäftigte die Menschen damals? Am 22. Januar wird über die Krise der Sardinenindustrie in Frankreich berichtet, einen Tag später über einen Mord in einem Pariser Mietshaus. Mit Bildern, kurzen Texten, Videos oder interaktiven Grafiken bietet die Seite so täglich kurzweilige Lektüre und oft erkennt man dabei in den kleinen nebensächlichen Dingen, die großen Strömungen der Zeit, die in den Krieg führen sollten.
Informativ und übersichtlich
Sehr gut und übersichtlich aufbereitet ist die Seite der Landeszentralen für politische Bildung [6]. Hier bekommt man zunächst einmal viel Grundwissen über den Ersten Weltkrieg vermittelt. Hinzu kommen viele weiterführende Links zu Ausstellungen, Filmen oder Onlinedossiers. Nur schade: Es funktionieren nicht alle Links. Zwei funktionieren aber auf jeden Fall. Und zwar die zu einer englischen Fotogalerieseite [7] und zu einer englischsprachigen Multimediaseite [8], auf der man hörens- und sehenswerte Film- und Tonaufnahmen findet. Ein Besuch lohnt sich.
Ein großes englisches Projekt
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Ein Screenshot von der Seite |
Und bleiben wir gleich in England. Hier hat das Britische Nationalarchiv ein interessantes Onlineprojekt anlässlich 100 Jahre Erster Weltkrieg ins Leben gerufen. Das Archiv hat Mitte Januar begonnen, die offiziellen Aufzeichnungen des Kriegsgeschehens durch die Offiziere an der Front zu veröffentlichen. Mehr als 300 000 Tagebuchseiten können seitdem auf „Operation War Diary“ [9] gelesen und heruntergeladen werden. Hobby-Historiker sind aufgerufen, die als Originaldokumente eingescannten Tagebuchseiten auszuwerten, um sie leichter nutzbar zu machen. Zeit sollte man dazu mitbringen, denn die Schriften zu entziffern ist eine knifflige Arbeit. Aber sie lohnt sich. Denn hinter den Einträgen verbergen sich bewegende Schicksale aus dem Alltag der Soldaten.
Ein europäisches Projekt
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Gesammelt werden Bilder, Zeichnungen oder Tagebücher. |
Ein großes europäisches Projekt ist „Europeana 1914 - 1918 [10]“, initiiert von der Oxford-Universität. Die Seite sammelt jegliches Material zum Ersten Weltkrieg. „Haben auch Sie eine Geschichte oder Anekdote über jemanden zu erzählen, der involviert oder betroffen war? Bitte teilen Sie diese mit uns in der Online-Geschichtensammlung“, heißt es auf der Homepage. Anhand privater Tagebücher, Fotoalben oder Briefen soll der Erste Weltkrieg so in tausenden Geschichten dokumentiert und erfahrbar gemacht werden. Bislang vereint die Seite schon Beiträge aus Großbritannien, Deutschland, Slowenien, Luxemburg, Irland, Italien, Belgien, Zypern und Dänemark. Da das Projekt bis 2014 laufen soll, ist es sehr wahrscheinlich, dass hier ein ganz einzigartiges Datenarchiv zum Ersten Weltkrieg entsteht.
Ihr Webreporter Daniel Gerber