31.03.2014
Heilen mit den Mitteln der Mönche!
In den mittelalterlichen Klöstern schufen Ordensleute die Grundlagen der modernen Medizin. Vom 6. bis 12. Jahrhundert lag die ärztliche Versorgung der Bevölkerung Europas in den Händen von Nonnen und Mönchen. Im Internet erlebt das alte Wissen über die Pflanzenheilkunde seit einigen Jahren eine wundersame Renaissance.
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Spitzwegerich (Foto: www.klostermedizin.de [1]) |
Lavendel, Ringelblume, Königskerze, Salbei – sie helfen gegen so allerlei Wehwehchen. In der mittelalterlichen Medizin der Klöster standen diese und viele andere Kräuter noch (unangefochten) im Zentrum der Heilkunst. Später jedoch geriet das Wissen von der Wirkweise der Kräuter mehr und mehr in Vergessenheit und wäre wohl heute fast aus der Welt – gäbe es da nicht die Forschergruppe Klostermedizin [2]. Die Gruppe wurde 1999 als Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg und des Arzneimittelherstellers Abtei gegründet. An dem Projekt arbeiten Mediziner, Botaniker, Chemiker, Pharmazeuten und Historiker. Zum ersten Mal wurden die alten Erkenntnisse systematisch erfasst und wissenschaftlich aufbereitet und sollen so für moderne Therapien des 21. Jahrhunderts nutzbar gemacht werden.
Ihre Hochzeit erlebte die Klostermedizin im Hochmittelalter
Inzwischen ist das beeindruckende geschichtliche Wissen [3] der Forschergruppe - von der Entstehung der sogenannten Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) über ihre Hochzeit im Hochmittelalter bis hin zur Wiederentdeckung der Klostermedizin in der Neuzeit - auf gleich mehreren seriösen Webseiten eindrucksvoll nachzulesen. Zu allererst seien hier die Seiten www.klostermedizin.de [1] sowie www.welterbe-klostermedizin.de [4] genannt. Vor allem dort findet sich ein wunderbarer Überblick [5] über die Wirkweise aller möglichen und unmöglichen Heilpflanzen: von der Apfelbeere [6] über den Huflattich [7] bis hin zum Weißdorn [8] – nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Anhand der Fotos können auch Laien die Pflanzen in der Natur vielleicht wiedererkennen. Auch auf Facebook [9] unterhält das Team eine informative Seite mit Bild und Videomaterial.
Die Klöster waren schon immer ein Ort des Wissens
Eine sehenswerte TV-Reportage [10] über die Arbeit der Gruppe hat das ökumenische Fernsehmagazin „Kirche in Bayern“ im Juli 2013 gedreht. Ein guter Abriss über die Geschichte der Klostermedizin findet sich auch auf „planet wissen [11]“, einer gemeinsamen Plattform von WDR, SWR und BR Alpha. Dort ist unter anderem nachzulesen, was heute viele Menschen längst vergessen haben. Die Klöster waren einst vor allem ein Ort des Wissens. „Nahezu fünfhundert Jahre lang war das Studium, die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, nur in Klöstern erlernbar. Die Mönche und Nonnen lasen die Heilige Schrift und unterwiesen sich gegenseitig in theologischen und philosophischen Belangen.“ Noch heute künden zahlreiche, wunderbar erhaltene Klosterbibliotheken [12] von dieser Zeit.
Zwar wurde das sogenannte Lorscher Arzneibuch [13] bereits (handschriftlich) niedergeschrieben - und im 11. Jahrhundert verfasste auch der Mönch Odo de Meung mit „Macer Foridus“ ein Standardwerk der Kräuterheilkunde. Doch erst mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert ebnete sich der Weg für die weitere Verbreitung. Auch das geballte Wissen von Hildegard von Bingen [14] aus ihren beiden medizinischen Werken „Physica“ und „Causae et curae“ [15] wurde nun erst bekannter…
Doch die Klostermedizin besteht längst nicht nur aus Phytotherapie. Auch die Lebensführung und die Ernährung [16] (Der Mensch ist, was er isst) spielen bei der Gesunderhaltung des Menschen, wie schon der heilige Benedikt wusste, eine entscheidende Rolle. Jeder, der mal eine Fastenkur im Kloster gemacht hat, weiß das. Anschließend isst man wesentlich bewusster und hat ein viel besseres Gespür dafür, welche Nahrungsmittel einem guttun und welche eher nicht. ;-)
Ihr Webreporter Andreas Kaiser