11.02.2015
Umtriebig im Netz: die Jesuiten
Seitdem mit Jorge Mario Bergoglio ein Jesuit Papst wurde, ist auch der einst geheimnisumwitterte Orden wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Im Internet ist die „Gesellschaft Jesu“ ohnehin äußerst rege. Das Spektrum reicht von den Online-Exerzitien über den Jesuiten-Flüchtlingsdienst bis hin zu einem lebhaften Auftritt bei Facebook und einem eigenen Ordensmagazin...
Papst Franziskus ist – auch unter Nichtkatholiken – schon längst in aller Munde. Doch über seine Gemeinschaft, die „Gesellschaft Jesu“ (Societas Jesu - Ordenskürzel: SJ), die mit rund 17.000 Mitgliedern noch immer einer der größten Männerorden ist, wissen viele Menschen eher wenig. Das liegt mitunter auch daran, dass die Jesuiten in der Stadt fast unsichtbar sind. Sie haben keine Klöster, tragen keine Ordenstracht. Dafür betreiben sie lieber Schulen und Universitäten, sind in der Hochschulseelsorge sowie vor allem im Flüchtlingsdienst aktiv. Einer von ihnen leitet sogar ein Planetarium [1].
"Geistliche Übungen" sind angesagt wie nie zuvor!
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Ignatius von Loyola |
Kernstück jesuitischer Spiritualität sind die Exerzitien, jene von Ordensgründer Ignatius von Loyola ersonnenen "Geistlichen Übungen", mit denen ein Ordensanwärter ursprünglich herausfinden sollte, ob er eine geistliche Berufung hat; oder eher nicht…. Still und leise haben sich die Exerzitien in den vergangenen Jahren zu dem vielleicht gefragtesten spirituellen Angebot der katholischen Kirche entwickelt. Neben den klassischen, meist 30- oder zumindest 7-tägigen Exerzitien [2] (die man am besten schweigend und in klösterlicher Abgeschiedenheit begeht) haben sich eine Reihe von Unterformen entwickelt. Exerzitien im Alltag (in einzelnen Gemeinden), Exerzitien auf der Straße [3], und natürlich auch Online-Exerzitien [4], die sich seit Jahren wie berichtet [5] über große Nachfrage erfreuen und deswegen stets rechtzeitig gebucht werden müssen.
Seit jeher umranken den Orden auch zahlreiche Mythen und Legenden. Mal galten die Jesuiten als geistige Giftmischer, dann wieder als Erfinder des Kadavergehorsams Diesen und anderen Überlieferungen ist die Journalistin Petra Gersters in ihrer Film-Dokumentation [6] „Die geheime Macht der Jesuiten“ für das ZDF [7] einmal nachgegangen.
Wer abseits dieser uralten Klischees, Wahrheiten, Halb- und Unwahrheiten etwas über den Orden jetzt und seine aktuellen Mitglieder wissen möchte, dem sei die Webseite der deutschsprachigen Jesuiten ans Herz gelegt. Hier erfährt man nicht nur Geschichtliches und Geistliches über die „Gesellschaft“, hier erzählen auch etliche Patres [8] was ihr Leben und ihren beruflichen Alltag ausmacht, warum sie überhaupt Ordensmann wurden. Auch das Ordensmagazin „Jesuiten [9]“ liegt dort zum kostenlosen Download aus: Lesenwert!
Einen guten Überblick über Arbeit und Inhalte des „SJ“ liefert zudem die Facebook-Seite [11]. Spätestens hier wird offenkundig, dass die Jesuiten nicht mal nur ein großes Missbrauchsproblem in den eigenen Reihen hatten, sondern längst Vorreiter bei der Aufklärung sowie bei der Prävention sexuell motivierter Gewalt innerhalb der Kirche sind.
Neben den oben genannten Exerzitien sind auch Online-Gebetsseiten Sacred Space [12] inzwischen zu einer Art jesuitischem Markenzeichen im Netz geworden. Der ursprünglich von einem Iren ersonnene Dienst wird mittlerweile in rund 20 Sprachen angeboten. „Sacred Space“ will Menschen, die gerade am Computer sitzen, animieren, mindestens ab und an einmal kurz inne zu halten, und zu beten.
Da sich Jesuiten aber längst nicht nur geistlich, sondern vor allem auch in dieser Welt einsetzen, erkennt man spätestens auf der Homepage des weltweit agierenden Jesuiten-Flüchtlingsdienstes [13]. In Deutschland engagiert sich die karitative Hilfsorganisation in Berlin, Eisenhüttenstadt und München in der Seelsorge in Abschiebungshaftanstalten, sowie in der Beratung bei Aufenthaltsproblemen. Die Organisation unterstützt Gemeinden, die Flüchtlingen Kirchenasyl gewähren, in rechtlichen Fragen.
Ihr Webreporter Andreas Kaiser